Der Diktator und der Papst Lukaschenko im Vatikan
27.04.2009, 12:55 UhrBei seinem ersten offiziellen Besuch im westlichen Ausland seit vielen Jahren ist Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko in Rom mit Papst Benedikt XVI. zusammengetroffen. Benedikt gewährte Lukaschenko eine 25 Minuten dauernde Privataudienz.
Am Ende der Audienz überreichte der Papst seinem umstrittenen Gast eine Goldmünze seines Pontifikats. Der Weißrusse seinerseits beehrte Benedikt mit einer traditionellen, weißrussischen Ikone mit einer Jesus-Abbildung.
Besonders hat sich das Oberhaupt der katholischen Kirche jedoch über eine Gabe des 5-jährigen Sohnes Lukaschenkos gefreut, der seinen Vater begleitete. Der kleine Nicola beglückte Benedikt mit einem ABC- Buch. Mit einem "Wir sehen uns in Weißrussland, so Gott will", verabschiedete sich der Mann aus Minsk, der erklärter Atheist ist, schließlich vom Papst.
Geheimer Traum Lukaschenkos
"Den Präsidenten eines Landes, mit dem wir diplomatische Beziehungen unterhalten, nicht zu empfangen, wäre eine Grobheit", hatte sich der Vatikan-Sprecher Federico Lombardi in den vergangenen Tagen auf die Frage nach einem möglichen Treffen zwischen dem Papst und dem Weißrussen geäußert. Das bedeute allerdings keineswegs "Einigkeit auf der ganzen Linie". Lukaschenko war von Weißrusslands Außenminister Sergej Martinow begleitet worden.
Der geheime Traum Lukaschenkos sei es, ein Treffen zwischen Papst Benedikt und Kirill I., dem Patriarchen von Moskau und ganz Russland, zu vermitteln, spekulierte die Turiner Tageszeitung "La Stampa" am Montag. Lukaschenko selbst hatte laut Interfax vorab über einen möglichen Besuch beim Papst gesagt, er wolle mit Benedikt besprechen, ob die katholische Kirche bereit wäre, mit Minsk einen ähnlichen Vertrag zu schließen, wie ihn die weißrussische orthodoxe Kirche schon besitzt. Auch sah er ein Treffen mit dem Papst als Zeichen dafür, dass Weißrussland "alle Gläubigen respektiert - Orthodoxe wie Katholiken".
Lange Geheimniskrämerei
Um den ersten Besuch Lukaschenkos in einem westlichen Land seit langer Zeit hatte es eine ungewöhnliche, tagelange Geheimniskrämerei gegeben. Italienische Medien erklärten die Ankunft des Weißrussen bis zuletzt für unsicher. Noch am Montagmorgen war lange unklar, ob der weißrussische Präsident überhaupt in Rom eingetroffen war.
Für den Abend ist noch ein privates Abendessen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und Außenminister Franco Frattini geplant. Frattini hatte bereits in einem im Mailänder "Corriere della Sera" veröffentlichten Brief erklärt, die italienische Regierung werde Lukaschenko "eine Botschaft im Sinne der grundlegenden Prinzipien Europas und der Rechte und Freiheiten aller Weißrussen übermitteln".
Quelle: ntv.de