Links-Wahl in Brasilien Lula muss noch warten
27.10.2002, 22:33 UhrBei den Präsidentschaftswahlen in Brasilien hat die Linke einen historischen Sieg errungen. Der ehemalige Gewerkschaftsführer Luiz Inácio "Lula" da Silva verpasste die absolute Mehrheit nur knapp. In einer Stichwahl muss Lula sich am 27. Oktober dem Kandidaten der Mitte-Rechts-Regierung, José Serra, stellen.
Nach Auszählung von 98,3 Prozent der Stimmen kam Lula auf 46,4 Prozent. Der frühere Gesundheitsminister Serra erhielt 23,2 Prozent. Mit großem Abstand folgt mit 17,9 Prozent der linksgerichtete Ex-Gouverneur des Bundesstaates Rio, Anthony Garothinho. Auf Platz vier kam der Regionalpolitiker Ciro Gomes mit zwölf Prozent. Es wird erwartet, dass Lula im zweiten Wahlgang die Unterstützung sowohl von Gomes als auch von Garothinho erhalten wird.
Lula zeigte sich "sehr erfreut" über sein Ergebnis. Seine Anhänger feierten die ganze Nacht hindurch. Überall wehten Fahnen mit dem roten Stern der Arbeiterpartei PT. In einem Land, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich in den letzten Jahren immer größer geworden ist, gilt Lula vor allem für die arme Landbevölkerung als Hoffnungsträger für soziale Reformen.
Obwohl Lula längst nicht mehr als "Bürgerschreck" gilt, herrscht unter Investoren Sorge, ob Lula die Reformpolitik des scheidenden Präsidenten Fernando Henrique Cardoso fortführen und die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas aus der Schuldenkrise führen kann.
Lula hat zugesagt, den Wirtschaftskurs der bisherigen Regierung beizubehalten. Er will nach eigenen Angaben mit Bildungs- und Gesundheitsprogrammen der Armut in Brasilien entgegenwirken.
Quelle: ntv.de