Politik

Deutsche helfen bei Reformen Macht Kim wirklich Ernst?

Versöhnung mit Südkorea, Öffnung für ausländische Investoren - Kim schlug zuletzt für seine Verhältnisse überaus liberale Töne an.

Versöhnung mit Südkorea, Öffnung für ausländische Investoren - Kim schlug zuletzt für seine Verhältnisse überaus liberale Töne an.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

In seiner Neujahrsansprache gibt sich Nordkoreas Machthaber Kim ungewohnt versöhnlich. Er spricht von einem radikalen politischen Wandel. Jetzt wird sogar bekannt: Für eine wirtschaftliche Öffnung des Landes gibt es bereits konkrete Pläne. Und auch Deutschland spielt dabei eine wichtige Rolle.

Tanzende Studenten in Pjöngjang.

Tanzende Studenten in Pjöngjang.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Das verarmte Nordkorea will seine Grenzen einem Zeitungsbericht zufolge für ausländische Investoren öffnen. Die Führung des kommunistischen Landes werde diesbezüglich derzeit von deutschen Juristen und Wirtschaftswissenschaftlern beraten, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Es gibt einen Masterplan", zitierte die Zeitung einen in die Beratungen involvierten Wirtschaftsjuristen. Nordkorea wolle "die Öffnung noch in diesem Jahr".

Interesse zeigt das abgeschottete Land dem Bericht zufolge vor allem an einer modernen Investitionsgesetzgebung. Für die Öffnung werde aber offenbar nicht primär das chinesische Modell mit Sonderwirtschaftszonen für ausländische Investoren kopiert. "Vielmehr sind sie an der vietnamesischen Blaupause interessiert, wo gezielt Unternehmen für Investitionen ausgewählt werden", sagte der Wissenschaftler, der nach "FAZ"-Angaben an einer renommierten deutschen Universität lehrt und bereits andere asiatische Regierungen beriet.

Es gebe in Nordkorea Kräfte, die anders als bislang neben chinesischen auch japanische, südkoreanische und westliche Unternehmen ins Land lassen wollten, berichtete die Zeitung. Die bisher umworbenen chinesischen Firmen seien vor allem an den riesigen Rohstoffvorkommen des Landes interessiert. "Das Militär in Nordkorea wird die Kontrolle aber nicht abgeben wollen", sagte ein deutscher Ökonom, der das Land mehrfach besucht und auch die Regierung beraten habe, der "FAZ". Daher sei nicht ausgemacht, ob die Reformansätze durchkämen.

Der heilige Großvater

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hatte in seiner ersten Neujahrsansprache eine "radikale Wende" in der Politik des Landes angekündigt. Oberstes Ziel sei die Verbesserung der Lebensbedingungen. Ebenso wichtig sei es, "die Konfrontation zwischen dem Norden und dem Süden zu beenden", sagte er. Das Jahr 2013 werde ein Jahr "großer Erfindungen und Veränderungen" sein, "in dem eine radikale Wende vorgenommen wird". Mit einer Beendigung der Konfrontation zwischen Nord- und Südkorea könne "die Teilung des Landes beendet und seine Wiedervereinigung erreicht werden". Im Wahlkampf hatte bereits die im Dezember gewählte, neue südkoreanische Präsidentin Park Park Geun Hye gesagt, eine Politik des Vertrauens zu Nordkorea aufbauen zu wollen.

Hinter Kims Öffentlichkeit steht nach Meinung von Experten auch zu einem guten Teil Berechnung. Mit seiner Neujahrsansprache knüpfte er an die Tradition von Kim Il Sung an. Es könne angenommen werden, dass Kim den "volksnahen" Kim Il Sung nachahmen und damit die Nostalgie der Ära seines Großvater hervorrufen wolle, analysierte das staatliche Korea-Institut für Vereinigung in Seoul. Das spiegele "den Führungsstil Kims Jong Uns und die Notwendigkeit wider, ein stabiles Regime sicherzustellen".

Die neue Offenheit

Auffällig ist jedoch, wie sehr sich Kim von seinem Vorgänger Kim Jong Il absetzt, auch wenn ein wesentlicher politischer Kurswechsel bisher nicht zu erkennen ist. Kim gibt sich volkstümlich-menschlich, sucht die Nähe zu den Bürgern und lacht mit Soldaten und findet offensichtlich Vergnügen in Freizeitparks. Auch hält er anders als sein Vater öffentlich Reden und lässt sich von seiner Frau bei Inspektionsreisen begleiten.

Sein Vater und der immer noch als gottgleich verehrte Großvater und Republikgründer Kim Il Sung ließen sich so gut wie nie zusammen mit ihren Frauen blicken. Die Vorgänge in der Herrscherfamilie waren bisher für die nordkoreanischen Medien tabu. Noch wirken die alten Regeln nach, glauben Beobachter. Doch interpretieren Beobachter Kims Verhalten als eine neuartige Offenheit. Dazu zählen auch die häufigen Auftritte der attraktiven Ri an Kims Seite.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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