Politik

Streit über Blauhelme im Libanon Macron und Netanjahu liefern sich Schlagabtausch

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Netanjahu (r.) und Macron, hier bei einer Pressekonferenz im Oktober 2023, gingen sich gegenseitig scharf an.

Netanjahu (r.) und Macron, hier bei einer Pressekonferenz im Oktober 2023, gingen sich gegenseitig scharf an.

(Foto: dpa)

Der israelische Premier Netanjahu fordert den Abzug der UN-Soldaten aus dem Libanon. Frankreichs Präsident Macron ermahnt ihn nun, Entscheidungen der Vereinten Nationen zu respektieren. Der Staat Israel sei schließlich nur durch eine UN-Resolution entstanden. Netanjahu reagiert mit scharfen Worten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu haben sich vor dem Hintergrund der Angriffe auf Blauhelmsoldaten im Libanon einen heftigen verbalen Schlagabtausch geliefert. "Netanjahu sollte nicht vergessen, dass sein Land durch eine Entscheidung der Vereinten Nationen geschaffen wurde", sagte Macron bei der Kabinettssitzung in Paris nach Aussagen von Teilnehmern. "Daher ist es im Moment auch nicht angemessen, sich über Entscheidungen der Vereinten Nationen hinwegzusetzen", fügte Macron hinzu.

Er spielte damit auf Netanjahus Appell an UN-Generalsekretär António Guterres an, die Blauhelme "aus der Gefahrenzone" abzuziehen, weil die Hisbollah-Miliz diese als "menschliche Schutzschilde" nutze. Netanjahu reagierte empört auf Macrons Bemerkung und veröffentliche eine scharf formulierte "Erinnerung für den Präsidenten Frankreichs".

Der Staat Israel sei nicht durch eine UN-Resolution geschaffen worden, "sondern durch den Sieg, der im Unabhängigkeitskrieg mit dem Blut heldenhafter Kämpfer errungen wurde, von denen viele Überlebende des Holocaust waren, darunter auch des Vichy-Regimes in Frankreich", betonte Netanjahu.

Kritik der Vorsitzenden von jüdischem Dachverband

Er zog so einen Bogen zu Frankreichs Mitverantwortung für die Shoah. Macron hatte seinerseits auf den UN-Teilungsplan für Palästina angespielt, den die UN-Generalversammlung 1947 angenommen hatte. Demnach sollte nach dem Ende des britischen Mandats Palästina in je einen Staat für Juden und Araber aufgeteilt werden. Jerusalem sollte einen Sonderstatus erhalten. Dieser Plan wurde nie umgesetzt.

Der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich kritisierte Macrons Haltung. "Wenn diese Bemerkungen stimmen, dann handelt es sich sowohl um einen historischen als auch einen politischen Fehler", schreibt der Vorsitzende des Dachverbands Yonathan Arfi im Onlinedienst X. Sie bedeuteten, "die hundertjährige Geschichte des Zionismus und die Opfer von Tausenden zu missachten", fügte er hinzu. Zudem unterstützten solche Bemerkungen diejenigen, die das Existenzrecht Israels bestritten, erklärte Arfi.

Nach Angaben des Elysée-Palasts forderte Macron Netanjahu in einem Telefonat erneut auf, "im Libanon umgehend eine Feuerpause einzulegen und seine Operationen einzustellen". Macron bezeichnete die Angriffe auf die Blauhelme demnach als "nicht gerechtfertigte Ziele". "Die UN-Friedenstruppe Unifil soll im Süden des Libanon bleiben", betonte Macron. Auf die verbale Auseinandersetzung zur Staatsgründung Israels ging die am frühen Mittwochmorgen veröffentlichte Erklärung des Elysée-Palasts nicht ein.

Quelle: ntv.de, lar/AFP

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