Gift-Brief an Obama Mann aus Mississippi tatverdächtig
18.04.2013, 19:07 Uhr
Untersuchung in der Anlage, in der der kontaminierte Brief gefunden wurde.
(Foto: AP)
Der geplante Giftanschlag auf den US-Präsidenten kann wohl schnell aufgeklärt werden. Das FBI nimmt im Bundesstaat Mississippi einen Mann fest, der einen vergifteten Brief an Obama und einen an den republikanischen Senator Wicker geschickt haben soll. Ein weiterer verdächtiger Brief wurde in einem Gebäude der Marine entdeckt.
Nach den Gift-Briefen an US-Präsident Barack Obama und einen Senator hat das FBI den mutmaßlichen Täter festgenommen. Es handelt sich um einen Mann aus dem Nordosten Mississippis. Indes tauchte ein weiter Brief mit einer verdächtigen Substanz in der Poststelle eines Gebäudes der Marine auf. Ein Sprecher gab laut dem US-Sender CNN jedoch vorerst Entwarnung.

Das Weiße Haus wurde schon nach den Anschlägen des Boston Marathon weiträumig abgeriegelt.
(Foto: AP)
Am Dienstag waren zwei verdächtige Briefe an Obama und an den Senator Roger Wicker aus dem Bundesstaat Mississippi abgefangen worden. Die Briefe wurden in Poststellen abgefangen, bevor sie in die Nähe der Adressaten gelangen konnten. Beide Umschläge enthielten ein Pulver, das in einer ersten Untersuchung positiv auf das tödliche Pflanzengift Rizin getestet wurde. Klarheit sollten weitere Tests bringen. Das FBI erklärte, dass die Postsendungen nicht im Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Bostoner Marathon stehen.
Tatverdächtig ist Paul Kevin C. Der Bundespolizei FBI zufolge wurde er in seinem Haus in Corinth nahe der Kleinstadt Tupelo festgenommen. Die Behörden legen C. auch zur Last, einen dritten vergifteten Brief an eine Richterin in dem südlichen Bundesstaat geschickt zu haben.
Die Briefe sollen C.'s Initialen getragen haben
Das Motiv war zunächst unklar. Die TV-Sender CNN und NBC berichteten, dass in den verdächtigen Umschlägen an Obama und Wicker ein Schreiben lag, das offenbar C. Initialen trug. "Ich bin KC und ich unterstütze diese Botschaft", stand demnach in dem Brief. Der Satz spielt auf die Schlussformel der Wahlkampfspots in den USA an, mit der Kandidaten ihre Zustimmung zu der darin geäußerten Meinung zum Ausdruck bringen.
Den Berichten zufolge heißt es in beiden Schreiben auch: "Etwas Falsches zu sehen und es nicht zu enthüllen, bedeutet, sich zum stillen Partner dessen Fortdauerns zu machen." Worauf genau der Verfasser damit anspielte, war zunächst unklar. Die Lokalzeitung "The Clarion-Ledger" beschrieb C. als einen Mann, der im Internet mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien in Erscheinung getreten sei. In der Gegend um Tupelo habe er sich einen Namen als Imitator von Musikstars wie Elvis Presley und Johnny Cash gemacht.
Ein weiterer verdächtiger Brief erreichte das Büro von Senator Carl Levin in dessen Heimatstaat Michigan. Allerdings war unklar, ob auch dieser Umschlag Gift enthielt. Das Gebäude in der Stadt Saginaw wurde am Mittwoch evakuiert. Levin erklärte, dass einer seiner Mitarbeiter nach Kontakt mit dem Schreiben vorsichtshalber die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus verbringen werde. Auch bei einem verdächtigen Brief an den Senator Jeff Flake aus Arizona war unklar, ob eine Verbindung zu dem Gift-Brief an Obama besteht.
Der Fund der gefährlichen Kuverts hatte wegen der zeitlichen Nähe zu dem Anschlag auf den Marathon in Boston vom Montag für Nervosität gesorgt. Am Mittwoch wurden zwei Bürogebäude des Senats in Washington vorübergehend abgeriegelt, nachdem verdächtige Pakete gemeldet wurden.
Militäreinrichtung sicherheitshalber evakuiert
Unterdessen wurde nach Angaben des Pentagon auch ein Brief mit einer verdächtigen Substanz in einer Militäreinrichtung nahe der Hauptstadt Washington entdeckt. Die Substanz sei in der Poststelle eines Gebäudes der Marine aufgetaucht, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Das Magazin "Foreign Policy" berichtete auf seiner Internetseite, der Umschlag habe weißes Pulver enthalten. Er sei in der Dienststelle für Personalsachen der Marine in Arlington im US-Bundesstaat Virginia gefunden worden. Das Gebäude sei evakuiert und etwa 800 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Ein Sprecher sagte dem US-Sender CNN jedoch, ersten Tests zufolge sei die Substanz nicht giftig.
Rizin lähmt die Atemwege und wirkt bei Verschlucken bereits in kleinsten Dosen tödlich. Bereits 2004 war das Gift in der Poststelle des Senats sowie des Weißen Hauses gefunden worden. Das Weiße Haus und das Verkehrsministerium erhielten zudem 2003 Post mit Rizin.
Kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 waren mehrere Briefe mit Milzbrand-Erregern an den Kongress geschickt worden. Fünf Menschen starben, 17 weitere erkrankten. Die Ermittler machten erst sieben Jahre später den Wissenschaftler Bruce Ivins als Schuldigen aus, der Selbstmord beging.
Quelle: ntv.de, hah/AFP