Landesvater Wulff Mann mit langem Atem
27.01.2008, 20:22 UhrDrei Mal musste der Osnabrücker Christian Wulff antreten, um dann 2003 endlich den Ministerpräsidenten-Posten in Hannover zu ergattern. Ein viertes Mal hätte ihn die Niedersachsen-CDU wohl auch nicht gelassen. Nun ging er erstmals als Amtsinhaber ins Rennen, in einem geräuschlosen und zurückhaltenden Wahlkampf. Mit lauten Parolen ließ er lieber andere losziehen - Roland Koch in Hessen etwa bei der Jugendkriminalität.
Und die Stimmung scheint für ihn zu arbeiten: Seit Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel ohne markige Worte rekordverdächtige Beliebtheitswerte verbucht, blieb auch Wulff bei seiner vagen Linie. Trotz Stimmenverlusten kann er nun seine Koalition mit der FDP fortsetzen.
Angesichts der Verluste von Koch in Hessen und von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust, der Ende Februar nach den Umfragen seine absolute Mehrheit verlieren könnte, genießt Wulff seine komfortable Lage unter den "Jungen Wilden" von einst. Schon kokettiert der 48-Jährige wieder wie schon vor der Bundestagswahl 2005 mit einer Karriere in Berlin: "Wir haben erstens eine Kanzlerin, die es sehr gut macht. Und ich selber habe nie Ambitionen in Richtung Berlin gehabt", wiegelte er belustigt ab. "Also das trifft sich wunderbar." Aber als kanzlertauglich zu gelten, schmeichelt ihm.
CDU-intern pendelt der Jurist unbestimmt zwischen dem Lager der Reformer um Koch und dem Sozialflügel um seinen nordrhein-westfälischen Kollegen Jürgen Rüttgers. Doch eine ernste Konkurrenz für Merkel sehen die Unionsstrategen mittelfristig noch nicht: Wulff sei der Parteichefin einfach zu ähnlich geworden.
Der Perfektionist ist etwas lockerer geworden, geht leichter auf die Menschen zu. In die Figur des "Landesvaters" hat er sich gut eingelebt. Dennoch will er möglichst wenig Angriffsfläche bieten und vermied daher die Attacke. Selbst die persönlichen Angriffe seines SPD-Herausforderers Wolfgang Jüttner, der auf Wulffs reibungslos organisierte Trennung von Ehefrau Christiane abzielte, ließ der Ministerpräsident abperlen. Stattdessen war sein Programm für 2008 klar, die Wahl gewinnen, dann kommt das gemeinsame Kind mit seiner neuen Lebenspartnerin, der Pressereferentin Bettina Körner und schließlich die Hochzeit.
Quelle: ntv.de