714 Millionen Wahlberechtigte Marathon-Wahl in Indien
16.04.2009, 07:19 UhrMaoistische Rebellen haben am ersten Tag der indischen Parlamentswahl im Osten des Landes mindestens 17 Menschen getötet. Laut der Nachrichtenagentur PTI kamen bei einem Bombenanschlag auf einen Bus der paramilitärischen Grenztruppen im Bundesstaat Jharkhand sieben Sicherheitskräfte und zwei Zivilisten ums Leben. Im benachbarten Chhattisgarh seien fünf Mitarbeiter der Wahlkommission bei der Explosion einer Landmine ums Leben gekommen. Zudem sei ein Polizist bei einem Maoistenangriff auf ein Wahllokal getötet worden. Auch im Bundesstaat Bihar seien zwei Polizisten erschossen worden.
Die Maoisten haben ebenso wie muslimische Extremisten im indischen Teil Kaschmirs zum Boykott der Wahl aufgerufen. Nach Angaben der staatlichen Wahlkommission sind landesweit Hunderttausende Sicherheitskräfte im Einsatz, um die Wahl abzusichern. Ein Sprecher hatte zunächst erklärt, die Behörden befürchteten zwar "hier und da ein paar Probleme", seien aber vorbereitet. Wahlen in Indien werden immer wieder von Gewalt überschattet. Bei der Abstimmung vor fünf Jahren waren 45 Menschen ums Leben gekommen. 1999 hatte es mehr als 100 Tote gegeben.
Fünf Wahltage werden benötigt
Die indische Parlamentswahl wird von der Regierung als "größte demokratische Übung weltweit" bezeichnet und stellt die Behörden vor eine gigantische logistische Herausforderung. Insgesamt sind rund 714 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, die 543 Abgeordneten des Unterhauses zu bestimmen. Fast 830.000 Wahllokale verteilen sich über das Land mit seinen 1,17 Milliarden Einwohnern. Aus organisatorischen und aus Sicherheitsgründen findet die Abstimmung an fünf Wahltagen statt, die sich bis zum 13. Mai erstrecken. Am 16. Mai wird das Ergebnis verkündet.
Keine klaren Mehrheiten
Der Ausgang der Wahl gilt als völlig offen. Umfrageergebnissen zufolge wird weder die Kongresspartei von Regierungschef Manmohan Singh noch die oppositionelle nationalistische Hindu-Partei BJP genügend Sitze erringen, um allein regieren zu können. Die Rolle der Königsmacherin könnte der Hindu-Politikerin Mayawati Kumari zufallen. Kumari regiert im bevölkerungsreichen Bundesstaat Uttar Pradesh, der allein 80 Abgeordnete ins Unterhaus in Neu Delhi entsendet. Das Ergebnis der Wahl soll am 16. Mai bekanntgegeben werden, anschließend dürften mühseligen Verhandlungen zur Bildung einer stabilen Regierung folgen.
Quelle: ntv.de