Politik

Handel mit Emissionsrechten Markt boomt, Ausstoß steigt

Der globale Handel mit Emissionsrechten hat sich im Jahr 2006 im Vergleich zum Vorjahr auf rund 30 Milliarden US-Dollar verdreifacht. Das berichtete die Weltbank auf der Fachmesse "Carbon Expo" in Köln.

Nach Ansicht des Chefs des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, ist der Handel mit Emissionsrechten ein wichtiger Teil zur Verbesserung des Klimaschutzes. De Boer betonte aber auch, dass der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) immer noch nicht zurückgegangen sei. "Ich habe Albträume, dass die weltweiten CO2-Emissionen in den kommenden 25 Jahren um 60 Prozent steigen."

Die Berichte des Weltklimarats hätten jedoch für Bewegung gesorgt: "Die Konsequenzen sind jetzt so klar, dass es Politikern fast unmöglich geworden ist, dazu Nein zu sagen", sagte De Boer. Es fehlten noch immer langfristige politische Strategien. "Es ist so schwierig, auf internationaler Ebene Übereinstimmung zu finden."

Bundesregierung will dicke Bretter bohren

Die Bundesregierung hofft nach Annäherungen der Europäischen Union und der USA auf weitere Schritte der USA zur Bekämpfung des Klimawandels. So sei neben Energiespartechnologien weiterhin über den Emissionshandel mit Kohlendioxid-Zertifikaten zu sprechen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Das sei aber kein einfaches Thema, das man nur bei einer Konferenz erreichen kann, sondern "ein dickes Brett".

Dieses Thema und andere Klimafragen, die beim G8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm eine Rolle spielen sollen, wollen die Gipfel-Beauftragten der Regierungen an diesem Freitag in Berlin mit ihren Kollegen aus den fünf Schwellenländern China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika besprechen.

"Saubere Entwicklung"

Der Chef des UN-Klimasekretariats warnte vor zu viel Konfusion beim internationalen Angebot zur Verminderung von Treibhausgas-Emissionen. Das könne auch das Potenzial zum Klimaschutz über die vereinbarten Instrumente begrenzen. Vor allem müsse zwischen den klaren Bestimmungen des Mechanismus einer "Sauberen Entwicklung" nach dem Kyoto-Protokoll und unregulierten freien Angeboten im Markt unterschieden werden.

Beim Instrument der "Sauberen Entwicklung" (Clean Development) gehe es um zertifizierte Projekte und umweltfreundliche Investitionen in ärmeren Ländern, mit denen Industrieländer bei der Reduzierung ihrer eigenen Emissionen insbesondere von Kohlendioxid - mehr Spielraum erhielten. Bislang seien rund 650 Projekte der "Sauberen Entwicklung" in 44 Ländern registriert worden.

Im Kyoto-Protokoll zum weltweiten Klimaschutz haben sich die Industrieländer 1997 verständigt, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2012 um rund fünf Prozent unter den Wert von 1990 zu senken. Der von der EU im Frühjahr 2005 eingeführte Zertifikate-Handel soll zu mehr Klimaschutz führen. Die Unternehmen dürfen Kohlendioxid nur insoweit ausstoßen, als sie dafür die nötigen Rechte besitzen. Wer vergleichsweise sauber produziert, kann seine überschüssigen Zertifikate verkaufen.

Die "Carbon Expo" in Köln, die noch bis Freitag dauert, ist die Fachmesse rund um den Handel mit Rechten zum Ausstoß von Treibhausgasen. Rund 220 Unternehmen aus über 60 Ländern sind vertreten.

Gutes Zeugnis für Schwellenländer

Die Vereinten Nationen stellen Schwellenländern wie China und Indien in ihrem dritten Klimabericht ein gutes Zeugnis für die Eindämmung von Treibhausgasen aus. Über die vergangenen drei Jahrzehnte habe sich der Ausstoß umweltschädlicher Emissionen in solchen Ländern um rund 500 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr reduziert, heißt es in Entwurf für den UN-Bericht, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitierte. Dieser dritte Teil des Klimaberichts der UN soll am Freitag nach Beratungen von Wissenschaftlern und Regierungsvertretern in Bangkok offiziell vorgestellt werden.

Der Effekt habe sich auf Grund von Maßnahmen ergeben, die in erster Linie gar nicht dem Klimaschutz gewidmet gewesen seien, heißt es in dem Entwurf weiter. Diese Länder hätten damit mehr an Treibhausgasen eingespart als von den entwickelten Ländern im Kyoto-Protokoll gefordert werde.

Frankreich kam im Jahr 2004 auf einen Ausstoß von 563 Millionen Tonnen Kohlendioxid, Australien auf 534 Millionen Tonnen und Spanien auf 428 Millionen Tonnen.

Die Daten könnten eine neue Debatte darüber auslösen, wie eine gerechte Verteilung der Anforderungen an den Klimaschutz in Zukunft aussehen soll. Derzeit sind 35 Industrienationen an das Kyoto-Protokoll gebunden und müssen demnach bis 2008/12 ihre Emissionen um fünf Prozent unter das Niveau von 1990 senken. Die USA, die vor China und Russland der größte Emittent von Treibhausgasen sind, haben sich 2001 aus dem Protokoll verabschiedet und dies mit schädlichen Wirkungen für die Wirtschaft begründet.

Seit Montag laufen in Bangkok die Beratungen über den dritten UN-Klimabericht, in dem es um konkrete Schritte im Kampf gegen die Erderwärmung gehen soll. Die ersten beiden UN-Berichte waren Anfang Februar beziehungsweise Anfang April veröffentlicht worden. Sie behandelten die Folgen des Klimawandels und dessen regionale Auswirkungen. Der eigentliche Entwurf des dritten Klima-Berichts hat 24 Seiten. Die Delegierten in Bangkok müssen sich aber durch insgesamt 140 Seiten mit fast 1.000 Änderungs- und Ergänzungsvorschlägen arbeiten, bevor die endgültige Version feststeht.

Quelle: ntv.de

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