Für laizistische Türkei Massenprotest gegen Erdogan
14.04.2007, 12:31 UhrHunderttausende Türken haben am Samstag in Ankara gegen eine Kandidatur des islamisch-konservativen Regierungschefs Recep Tayyip Erdogan bei der Präsidentenwahl demonstriert. Zwei Tage vor Beginn der heißen Wahlphase riefen die aus allen Landesteilen angereisten Demonstranten zur "Verteidigung der Republik" und zur Beibehaltung der Trennung zwischen Staat und Religion auf. Die Demonstranten schwenkten rote Landesflaggen mit Stern und Halbmond und trugen Porträts des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk. Türkische Medien sprachen von einem der größten Protestmärsche der vergangenen Jahre.
Die Türkei sei laizistisch und müsse es bleiben, riefen Redner. "Morgen kann es zu spät sein", lauteten Parolen auf dem überfüllten Kundgebungsplatz und beim anschließenden Marsch zum Atatürk-Mausoleum. An der hauptsächlich von einem "Verein zur Pflege des Gedankenguts Atatürks" organisierten Demonstration nahmen auch Oppositionsführer Deniz Baykal von der Republikanischen Volkspartei CHP und andere Parteiführer teil.
Erdogan hat bislang offiziell nicht erklärt, ob er für das Amt des Staatspräsidenten kandidieren wird. Der Präsident wird vom Parlament gewählt, in dem die seit viereinhalb Jahren regierende islamisch-konservative AKP eine deutliche Mehrheit hat. Die Bekanntgabe der Kandidaten beginnt kommenden Montag und dauert zehn Tage.
Erst am Freitag hatte der Mitte Mai aus dem Amt scheidende Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer vor den Gefahren einer Islamisierung der Türkei gewarnt. Die Gefahr sei so groß wie nie zuvor, hatte Sezer in einer Rede vor der Militärakademie in Istanbul erklärt. Auch die türkische Militärführung hatte angemahnt, dass der neue Staatspräsident nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten für die in der Verfassung festgeschriebene Trennung von Staat und Religion einzutreten habe.
Quelle: ntv.de