Politik

"Kriecherische Deutsche" McCain greift Obama an

Nach der Rückkehr von seiner Europa- und Nahostreise ist der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama in den USA von scharfer Kritik aus dem gegnerischen Lager empfangen worden. Statt bei seinem Deutschlandbesuch verwundete US-Soldaten zu besuchen, habe sich der Senator "an seine Planung gehalten und internationale Spitzenpolitiker und kriecherische Deutsche getroffen", sagte Tucker Bounds, Sprecher des republikanischen Bewerbers John McCain. Die abgesagte Visite im amerikanischen Militärkrankenhaus Landstuhl und auf dem US-Militärflugplatz Ramstein seien Zeichen für Obamas mangelnde Erfahrung und Urteilsvermögen.

Der Senator aus Illinois hatte in der vergangenen Woche neben Deutschland auch den Irak, Afghanistan, Israel, Jordanien, Frankreich und Großbritannien besucht. In Berlin sprach er vor mehr als 200.000 Menschen. US-Medien werteten die Reise als Erfolg.

Obama bekannte sich nach der Rückkehr von seiner Reise zur internationalen Zusammenarbeit. Ein Problem der derzeitigen US-Außenpolitik sei, "dass wir anderen nicht zuhören", sagte der Senator bei einem Journalisten-Forum. Die 200.000 Zuhörer in Berlin hätten gezeigt, dass Europa nach weltpolitischer Führung durch die Vereinigten Staaten "hungere".

"Großartiger Trip"

Obama wiederholte seine Forderung nach einem verstärkten Engagement der Europäer im Afghanistan Krieg. Er zog eine positive Bilanz seiner Reise: "Es war ein großartiger Trip", sagte der Senator beim ersten öffentlichen Auftritt in den USA nach seiner einwöchigen Reise.

In London wies Obama Vorwürfe zurück, seine Reise nach Berlin, Paris und London zu stark für seinen Wahlkampf instrumentalisiert zu haben. Es sei Teil des von ihm angestrebten Jobs eines US-Präsidenten, "effektive Beziehungen mit unseren Verbündeten zu schaffen", sagte er nach einer Unterredung mit Premierminister Gordon Brown.

Im Übrigen habe ihm John McCain selbst empfohlen, sich im Ausland umzuschauen. "Ich erachte diese Reise für wichtig, weil ich überzeugt bin, dass wir zu Hause mit Problemen konfrontiert sind, die wir ohne starke Partner im Ausland nicht effektiv genug lösen können", sagte Obama.

Keine Bevorzugung

Bei der letzten Etappe seiner Auslandsreise, die ihn auch in den Irak, nach Afghanistan und nach Israel geführt hatte, bezeichnete Obama seine zweistündige Unterredung mit Brown in der Downing Street als "hervorragend". Erneut sprach er sich für die Verstärkung der US- Truppen in Afghanistan sowie für gleichzeitige stärkere Beiträge der europäischen Verbündeten für die Überwindung des dortigen Konfliktes und den Aufbau des Landes aus.

Der Senator aus Illinois betonte die traditionell besonders engen Beziehungen zwischen Großbritannien und den USA. Daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern, sagte er nach einer Frage unter Anspielung auf seine im Vergleich zu London publikumswirksameren Auftritte in Berlin und Paris.

Anders als dort stellte sich Obama in London allein den Fragen der Presse. In Regierungskreisen wurde dies damit begründet, dass es keine Bevorzugung des Kandidaten der Demokratischen Partei gegenüber McCain geben sollte. Dieser hatte Brown im März besucht und war danach ebenfalls allein vor die Presse gegangen.

Touristen überrascht

Abweichend vom Protokoll unternahmen Brown und Obama zur Überraschung vieler Touristen und Londoner Bürger einen Spaziergang außerhalb der abgesperrten Downing Street. Schaulustige, die allerdings von Sicherheitskräften auf Abstand gehalten wurden, konnten die beiden Politiker auf dem Paradeplatz der Königlichen Garde-Kavallerie fotografieren.

Vor der Begegnung in der Downing Street traf sich der Senator in seinem Londoner Hotel mit dem Sonderbeauftragten des Nahost-Quartetts, Browns Vorgänger Tony Blair. Dabei sei es auch um Blairs Einsatz für den Klimaschutz gegangen, teilte dessen Sprecher mit.

Quelle: ntv.de

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