Politik

Pharma-Branche schröpft Deutschland Medikamente weit überteuert

Der Anstieg der Arzneimittelausgaben setzt sich trotz der Spargesetze ungebremst fort. Die Medikamenten-Kosten für die gesetzlichen Krankenkassen steigen 2009 um 4,8 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro. Patentgeschützte Arzneimittel sind in Deutschland 50 bis 100 Prozent teurer als in anderen europäischen Ländern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Pharma-Industrie schröpft das deutsche Gesundheitssystem dem neuen Arzneimittel-Report zufolge mit stark überhöhten Medikamenten-Preisen. Die Präparate seien in Deutschland 50 bis 100 Prozent teurer als in den Nachbarländern, kritisierten die Herausgeber des Arzneimittel-Reports.

Patentgeschützte Medikamente kosteten im Schnitt 50 Prozent mehr als etwa in Schweden. Für Nachahmerprodukte, die sogenannten Generika, müssten die Kassen sogar doppelt so viel bezahlen wie in Schweden. Dies belege ein Vergleich der Preise für die 50 umsatzstärksten Arzneimittel in beiden Bereichen.

Sonderweg in der EU

Bei gleichen Preisen hätten die gesetzlichen Krankenkassen 2009 in Deutschland 9,4 Milliarden Euro weniger für Medikamente ausgeben müssen, heißt es in dem Report der beiden Herausgeber Professor Ulrich Schwabe und Dieter Paffrath. Dies sei ein Drittel der gesamten Arzneimittel-Kosten. Ein Grund für die hohen Preise ausgerechnet in Deutschland als größtem Arzneimittelmarkt Europas sei, dass fast alle anderen EU-Staaten die Preise regulierten. Neben Deutschland ließen nur Dänemark und Malta den Pharma-Unternehmen die Freiheit, die Preise für patentgeschützte Arzneimittel selbst festzulegen.

Die Pharma-Branche habe allerdings auch unabhängig von den Einnahmen in Deutschland ein Interesse daran, die Preise hier hoch zu halten. Denn in vielen EU-Staaten würden die Preise für Medikamente über einen internationalen Vergleich festgelegt. Hohe Preise in Deutschland trieben damit auch die regulierten Preise in anderen europäischen Staaten in die Höhe.

Medikamente immer teurer

Insgesamt stiegen die Arzneimittel-Ausgaben in Deutschland 2009 dem Report zufolge um 4,8 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatten die Kosten noch um 5,3 Prozent zugelegt. Die anderen großen Kostenblöcke der gesetzlichen Krankenversicherung wuchsen 2009 noch stärker als die Arzneimittel-Ausgaben: Die Krankenhauskosten stiegen um 6,8 Prozent auf 56,4 Milliarden Euro, die ärztliche Behandlung um sieben Prozent auf 30,6 Milliarden Euro.

Die Linkspartei forderte eine wirksame Begrenzung der Arzneimittel-Ausgaben. "Der Selbstbedienungsladen für Pharma-Konzerne muss geschlossen werden", sagte die Gesundheitsexpertin Kathrin Vogler. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie erklärte indes, die Ausgabensteigerungen entsprächen den Rahmenvereinbarungen mit den Krankenkassen und seien auch in einer besseren Leistung begründet. So hätten HIV-Patienten heute eine 15 Jahre höhere Lebenserwartung als Mitte der 90er Jahre.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen