Gasleitung durch Nordkorea Medwedew empfängt Kim
24.08.2011, 12:13 Uhr
Russlands Präsident Dmitri Medwedew (l.) bespricht sich mit Kim Jong Il (r.).
(Foto: AP)
Nordkoreas Machthaber Kim will Russland beim Bau einer Gaspipeline nach Südkorea unterstützen. Wie Russlands Präsident Medwedew während des Treffens am Baikalsee mitteilt, sei Nordkorea zudem bereit, Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm wieder aufzunehmen. In Moskau wird bereits von einem geschichtsträchtigen Treffen der Beiden gesprochen.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il und Kremlchef Dmitri Medwedew haben bei ihrem ersten offiziellen Treffen eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Beide Politiker gaben bei der Begegnung in Sibirien grünes Licht für die Gründung einer Sonderkommission, die den Bau einer politisch heiklen Gasleitung durch Nord- nach Südkorea ausloten soll. "Soweit ich das verstehe, interessiert sich Nordkorea für die Umsetzung dieses trilateralen Projekts unter Beteiligung Russlands und Südkoreas", sagte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax nach dem Treffen auf einem Militärstützpunkt.
Außerdem sei das mit internationalen Sanktionen belegte Nordkorea ohne Vorbedingungen bereit, Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm wiederaufzunehmen, sagte Präsidentensprecherin Natalia Timakowa. "Im Verlauf der Gespräche wird Nordkorea bereit sein, die Frage über ein Moratorium bei Tests und Produktion von Atomraketen zu entscheiden", sagte sie. Moskauer Experten sprachen schon im Vorfeld von einem geschichtsträchtigen Treffen zwischen Kim und Medwedew.
Alle wichtigen Fragen berührt
Die beiden Staatschefs trafen sich in der Nähe der Stadt Ulan Ude unweit des Baikalsees rund 4400 Kilometer östlich von Moskau. Angesichts der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sei Kims Besuch bedeutungsvoll, sagte Medwedew, der seinen Gast eingeladen hatte. Die Gespräche hätten alle wichtigen Fragen berührt und seien offen verlaufen. Der Diktator hatte Russland zuletzt 2002 mit seinem gepanzerten Sonderzug besucht. Er hatte am vergangenen Samstag die russische Grenze überquert.
Russland hat dem kommunistischen Nachbarn Medien zufolge als Gegenleistung für den geplanten Gastransit von zehn Milliarden Kubikmetern Gas nach Südkorea rund 100 Millionen US-Dollar im Jahr in Aussicht gestellt. Das verarmte Land ist dringend auf Einnahmen angewiesen. Moskau hatte Pjöngjang vor kurzem eine Lieferung von 50.000 Tonnen Getreidehilfe zugesagt. Nordkorea kämpft mit schwerem Hochwasser, das in dem verarmten Land die Lebensmittelknappheit noch verstärkt hat.
"Ein erster willkommener Schritt"
Die US-Regierung hält Kims Angebot zur Wiederaufnahme der Atomgespräche für unzureichend. Wenn richtig sei, was von Kims Reise in Russland berichtet werde, handle es sich bei der Ankündigung lediglich "um einen ersten willkommenen Schritt", sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland in Washington. Die Ankündigung sei aber "weit davon entfernt, für eine Wiederaufnahme der Sechsergepräche auszureichen".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP