Blutvergießen im Kaukasus Medwedews "Vergeltungsschlag"
28.06.2009, 12:44 UhrEinen Tag vor Beginn eines großen Militärmanövers im Nordkaukasus sind in der russischen Republik Dagestan mindestens fünf Menschen bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Rebellen getötet worden. Angesichts der wachsenden Gewalt im Kaukasus forderte Russlands Präsident Medwedew ein hartes Durchgreifen: "Es gilt nicht mehr zimperlich zu sein."

Präsidententreffen im Kaukasus am 9. Juni: Medwedew (links) mit dem Präsidenten Dagestans, Muhku Aliew, und dem tschetschenischen Präsidenten Ramzan Kadyrow (rechts).
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ein Soldat sei bei einem Einsatz gegen islamistische Untergrundkämpfer tödlich verletzt worden, sagte ein Sprecher des dagestanischen Innenministeriums in Machatschkala nach Angaben der Agentur Interfax Anschließend hätten sich die Rebellen in einem Waldstück verschanzt, wo russische Spezialeinheiten mit Granatwerfern auf sie schossen. Dabei seien vier Islamisten getötet worden.
Die Gewalt muslimischer Extremisten hat in Dagestan in diesem Jahr stark zugenommen. Vor wenigen Wochen erst wurde dort der Innenminister bei einer Hochzeitsfeier erschossen. Auch die Nachbarrepublik Inguschetien wird seit Wochen von Anschlägen und Kämpfen erschüttert.
Wegen der Zunahme der Gewalt im Nordkaukasus will Moskau dort von diesem Montag an mit rund 8500 Soldaten sowie etwa 650 Panzern und gepanzerten Fahrzeugen ein Anti-Terror-Manöver abhalten. Kremlchef Dmitri Medwedew forderte am Samstag auf einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates mit Nachdruck ein entschiedenes Vorgehen gegen die Extremisten in der Region.
Nach dem jüngsten Attentat auf den inguschetischen Präsidenten Junus-Bek Jewkurow vor einer Woche verlangte er einen "Vergeltungsschlag" der russischen Sicherheitskräfte gegen die islamistischen Rebellen. "Es gilt, nicht mehr zimperlich zu sein, es muss gehandelt werden, es sind Spezialeinsätze vorzusehen. Erstatten Sie mir Bericht, wie viele Banditen sie getötet haben", befahl Medwedew den Sicherheitsbehörden. Jewkurow liegt seit dem Anschlag laut Medien im Koma. Er bestehe aber keine Lebensgefahr.
Größter Unruheherd im Süden Russlands
Das Attentat war ein neuer Rückschlag für die Bemühungen der Regierung in Moskau, den Nordkaukasus fester in den Griff zu bekommen. Die Armut in der Krisenregion gilt als Nährboden für extremistische Gewalt - sie steht zudem im Ruf, Rückzugsort für globale Netze muslimischer Extremisten zu sein. Inguschetien hat mittlerweile Tschetschenien als größten Unruheherd im Süden Russlands überholt. In den vergangenen Wochen wurden in Inguschetien mehrere Anschläge auf ranghohe Persönlichkeiten verübt. Dabei wurden der frühere Innenminister und langjährige Vize-Ministerpräsident Baschir Auschow und die Vize-Präsidentin des Obersten Gerichthofs, Asa Gasgirejewa, erschossen.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/rts/dpa