Kampf gegen Taliban Mehr deutsche Soldaten
19.02.2009, 13:22 UhrAuf Drängen der USA schickt Deutschland 600 weitere Soldaten nach Afghanistan. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) kündigte am Rande eines NATO-Treffens in Polen an, 400 der Soldaten könnten längerfristig in Afghanistan bleiben. Die anderen Bündnisländer reagierten zurückhaltend auf den Ruf der USA nach mehr Truppen.
Die Verstärkung der Truppen in Afghanistan sei für die NATO "die erste Priorität für 2009", sagte Bündnis-Sprecher James Appathurai am Rande des informellen Treffens im südpolnischen Krakau. Für den 20. August sind in dem Land am Hindukusch Präsidentschaftswahlen geplant, bei denen sich Amtsinhaber Hamid Karsai um seine Wiederwahl bewirbt.
US-Verteidigungsminister Robert Gates rief die Bündnispartner eindringlich auf, dem Beispiel seines Landes zu folgen. US-Präsident Barack Obama hatte am Dienstag die Stationierung von 17.000 weiteren Soldaten gebilligt, zusätzlich zu den 38.000 US-Soldaten vor Ort. Auch der afghanische Verteidigungsminister Abdel Rahim Wardak forderte dem NATO-Sprecher zufolge mehr Truppen.
Mandat erlaubt 4500 Soldaten
Neben Deutschland ist Italien mit 500 zusätzlichen Soldaten das einzige Land, das dem Drängen der USA und Afghanistans bisher nachgegeben hat. Bis zum NATO-Gipfel Anfang April in Straßburg und Kehl müsse sich zeigen, ob es weitere Zusagen gebe, sagte Appathurai.
Derzeit beteiligt sich die Bundeswehr mit rund 3500 Soldaten an der NATO-geführten Afghanistan-Truppe ISAF. Das deutsche Afghanistan-Mandat erlaubt bis zu 4500 Soldaten. Von den 600 zusätzlichen Soldaten sind nach vorläufiger Planung nur 200 für die Sicherung der Wahlen vorgesehen, wie Jung sagte. Die restlichen 400 Soldaten sollen nach seinen Worten unter anderem die Schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force - QRF) im Norden Afghanistans verstärken, die Anschläge verhindern und in kritischen Momenten die Lage beruhigen soll.
Ruf nach Strategiewechsel
Die Linke warf der Bundesregierung ein "Verwirrspiel" vor: "Was dem Parlament und der Öffentlichkeit ursprünglich als zeitlich begrenzte Aufstockung der Einheiten zur Absicherung der Wahl verkauft werden sollte, erweist sich nun als dauerhafte Verstärkung der Kampftruppen", kritisierte der verteidigungspolitischer Sprecher Paul Schäfer in Berlin.
Die Grünen forderten von der NATO einen Strategiewechsel in Afghanistan. Das Bündnis will beim Gipfel zum 60. Jahrestag ihrer Gründung im April ein kurzes Strategiepapier vorlegen, das nach Angaben von NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer den Ansatz der "vernetzten Sicherheit" aus Militäreinsatz und zivilem Aufbau unterstreichen soll. Auch die USA überarbeiten derzeit ihre Afghanistan-Strategie.
Auf die Entscheidung Kirgistans, einen US-Luftwaffenstützpunkt zu schließen, reagierte die NATO zurückhaltend. "Es gibt Alternativen", sagte der NATO-Sprecher zu der Militärbasis, die den USA als Ausgangspunkt für den Einsatz ihrer Truppen in Afghanistan dient.
Quelle: ntv.de