Venezuela duldet keine Kritik Menschenrechtler ausgewiesen
19.09.2008, 21:58 UhrVenezuela hat nach Kritik der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) an der Regierung von Präsident Hugo Chvez zwei Vertreter der Organisation des Landes verwiesen. HRW-Lateinamerika-Chef Jos Vivanco aus Chile habe die venezolanischen Institutionen "angegriffen" und die Verfassung missachtet, teilte das Außenministerium in Caracas mit.
Vivanco und der ebenfalls für HRW arbeitende US-Amerikaner Daniel Wilkinson hätten inzwischen das Land verlassen. Außenminister Nicolas Maduro warnte derweil, jeder Ausländer, der die in Venezuela herrschende Meinungsfreiheit in Zukunft in ähnlicher Form missbrauchen sollte, werde "die selbe Antwort bekommen".
Nach Berichten venezolanischer Medien klagte Vivanco kurz vor seinem Abflug, er sei von einer Polizeieinheit praktisch zum Verlassen des Landes gezwungen und zum Flughafen gebracht worden. Die Beamten hätten dabei Zeitschriften, Papiere und auch die Mobiltelefone der beiden HRW-Vertreter sichergestellt.
Bericht kritisiert Chvez
Die Menschenrechtsorganisation hatte in einem Bericht angeprangert, die demokratischen Institutionen in Venezuela seien nach knapp zehn Amtsjahren des Linksnationalisten Chvez geschwächt. Seine Regierung sei politisch intolerant und diskriminierend und verachte das Prinzip der Gewaltenteilung, hieß es in der HRW-Studie "Zehn Jahre Chvez".
Der Bericht löste in Venezuela zum Teil Empörung aus. Vivanco sei "ein Schwachkopf", schimpfte der Vizepräsident des Bundesparlaments in Caracas, Sal Ortega. Der Bericht basiere auf Lügen. "In Venezuela gibt es eine starke Demokratie, in der die Institutionen gefestigt sind, weil sie die Interessen der Bevölkerung respektieren", sagte Ortega. Minister Maduro meinte, die beiden HRW-Vertreter würden nie wieder venezolanisches Territorium betreten dürfen.
Demokratie geschwächt
Die Situation habe sich vor allem nach dem gescheiterten Putschversuch einer bürgerlich-militärischen Allianz gegen den seit Februar 1999 regierenden Chvez im April 2002 verschlimmert, hieß es in der Studie. "Bei ihren Bemühungen, die politische Opposition in die Schranken zu weisen und die Macht zu konsolidieren, hat die Regierung von Präsident Chvez die demokratischen Institutionen und die Menschenrechtsgarantien in Venezuela geschwächt", hatte HRW-Sprecher Jos Miguel Vivanco erklärt.
Venezuela sei in der Region zwar nicht das Land mit den schlimmsten Menschenrechtsverletzungen, betonte Vivanco. Dennoch bereiteten die politische Gewalt und die Straflosigkeit große Sorgen.
Quelle: ntv.de