Parteienkrach vor der EU-Wahl "Merkel soll ihre Parteifreunde zurückpfeifen"
13.05.2014, 07:22 Uhr
Jeder vierte Wähler kennt Martin Schulz. Damit steht der SPD-Spitzenkandidat noch gut da im Vergleich zur CDU.
(Foto: dpa)
Stinksauer ist die SPD wegen polemischer Attacken der CSU auf ihren Europa-Spitzenkandidaten Martin Schulz. Der setzt sich routiniert zur Wehr, und auch die Umfragen scheinen eher auf seiner Seite zu sein.
Der SPD-Spitzenkandidat zur Europawahl, Martin Schulz, hat Kanzlerin Angela Merkel aufgefordert, polemische Kritik von Unionspolitikern an ihm zu unterbinden. Diese Forderung hatte zuvor schon Parteichef Sigmar Gabriel erhoben. "Frau Merkel sollte ihre Parteifreunde endlich einmal zurückpfeifen", sagte Schulz der "Passauer Neuen Presse". "Immer wenn die Rechte nervös wird, versucht sie, aus Sozialdemokraten Vaterlandsverräter zu machen."
Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber hatte kritisiert, dass Schulz sich angesichts der vielen ertrunkenen Afrikaner im Mittelmeer für eine großzügigere Aufnahme von Bootsflüchtlingen ausspricht: "Die Schlepperbanden in Afrika haben damit einen Geschäftsführer bekommen." CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte über Schulz' Vorstellungen zur Euro-Krisenpolitik: "Die Fassade und die Person stammen aus Deutschland, aber die Stimme und die Inhalte stammen aus den Schuldenländern."
CSU-Chef Horst Seehofer hatte Gabriels Forderung abgelehnt, seine Leute zur Räson zu bringen. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi warf Seehofer vor, diffamierende Attacken auf den Koalitionspartner SPD zu billigen. "Wie verzweifelt muss die CSU sein, dass sie im Europawahlkampf jetzt in persönliche Beleidigungen verfällt", sagte Fahimi. "Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer findet es völlig "in Ordnung", den Spitzenkandidaten der SPD "als Menschenhändler und Schlepper zu beschimpfen", kritisierte sie. Das sei ein Zeichen fehlenden Anstands. "Ich bleibe dabei: Die CSU betreibt in diesem Europawahlkampf das Geschäft der Rechtspopulisten in Deutschland", sagte Fahimi.
Nur wenige Wähler blicken durch
Die Europawahl findet am 25. Mai statt, Schulz strebt das Amt des nächsten EU-Kommissionspräsidenten an. Eine Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts YouGov für die "Bild"-Zeitung hat ergeben, dass die meisten Deutschen die Spitzenkandidaten der Parteien nicht kennen. Immerhin einer von vier Wählern (25 Prozent der Befragten) kennt Martin Schulz. Nur zehn Prozent der Wähler wissen dagegen, dass David McAllister die CDU bei den Europawahlen anführt.
Der Online-Befragung zufolge halten viele den früheren Regierungschef Luxemburgs, Jean-Claude Juncker, und manche auch Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Spitzenkandidaten der CDU. Juncker ist Kandidat der Europäischen Volkspartei (EVP), zu der die CDU gehört. McAllister ist der nationale Kandidat der CDU.
Die Kandidaten der anderen Parteien seien praktisch unbekannt, schreibt "Bild". Dessen ungeachtet zeichne sich eine relativ hohe Wahlbeteiligung ab. 49 Prozent der Befragten wollten sicher zur Wahl gehen, 18 Prozent hielten dies für wahrscheinlich.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP