Politik

Freundschaftsdienst in der Kredit-Affäre Merkel vertraut Wulff

Merkel ist weiter voller Vertrauen zu Wulff.

Merkel ist weiter voller Vertrauen zu Wulff.

(Foto: dapd)

Bundeskanzlerin Merkel stellt sich vor den unter Druck geratenen Bundespräsidenten Wulff. Auch Wirtschaftsminister Rösler nimmt das Staatsoberhaupt gegen böse Stimmen in der Privatkredit-Affäre in Schutz. Allerdings lässt Rösler durchblicken, dass er das Darlehen zumindest unglücklich findet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem wegen eines Privatkredits in die Kritik geratenen Bundespräsidenten Christian Wulff ihr Vertrauen ausgesprochen. "Die Bundeskanzlerin hat volles Vertrauen in die Person und die Amtsführung von Christian Wulff", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. "Er ist ein guter Bundespräsident", fügte Seibert hinzu. Die Kanzlerin sehe keinen Grund, an den Angaben Wulffs zu zweifeln.

Wulff kann auch noch immer auf Rösler zählen.

Wulff kann auch noch immer auf Rösler zählen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ob die Kanzlerin wegen der Kreditaffäre mit Wulff gesprochen habe, wollte Seibert nicht sagen. "Die Kanzlerin und der Bundespräsident stehen in intensivem und regelmäßigem Kontakt", sagte er lediglich. Diese Kontakte seien vertraulich.

Keine Zweifel bei Rösler

Zuvor hatte bereits FDP-Chef Philipp Rösler Wulff den Rücken gestärkt. In der "Passauer Neuen Presse" nahm Rösler seinen langjährigen Weggefährten Wulff gegen den Vorwurf in Schutz, den niedersächsischen Landtag als Ministerpräsident über ein privates Darlehen getäuscht zu haben. Mit dem Kredit einer befreundeten Unternehmergattin hatten Wulff und seine Frau Bettina ein Haus gekauft. Sein Umgang mit dieser Frage im Landtag hat dem Präsidenten in den letzten Tagen eingebracht.

Wulff ereilte die Nachricht von den Vorwürfen auf einer Reise in der Golfregion.

Wulff ereilte die Nachricht von den Vorwürfen auf einer Reise in der Golfregion.

(Foto: dpa)

"Der Bundespräsident hat erklärt, er habe sich damals korrekt verhalten. Ich habe überhaupt keinen Anlass, an dieser Aussage zu zweifeln", sagte der heutige Bundeswirtschaftsminister, der seinerzeit als FDP-Fraktionschef und Minister in Hannover eng mit Wulff zusammengearbeitet hatte. Er machte zugleich deutlich, dass er selbst einen anderen Weg gewählt hatte: "Wer ein Eigenheim kauft oder baut, nimmt zumeist einen privaten Kredit über die Hausbank auf. Das ist bei meiner Familie nicht anders."

Grüne fühlen sich "getäuscht"

Der Bundespräsident ist mittlerweile von einer sechstägigen Reise in die Golfregion zurückgekehrt. Zu den Vorhaltungen hat er sich bislang nicht öffentlich geäußert. Am Dienstag war bekanntgeworden, dass Wulff 2008 als niedersächsischer Regierungschef einen Privatkredit über eine halbe Million Euro von der Frau des Unternehmers Egon Geerkens erhalten hatte. Im Landtag in Hannover hatte er diesen Kredit aber nicht angegeben, als er nach geschäftlichen Beziehungen zu dem Unternehmer gefragt wurde.

Die Grünen werfen Wulff deshalb Täuschung vor. Sie forderten das Staatsoberhaupt auf, die Vorwürfe unverzüglich zu klären. "Ich hoffe sehr, dass der Bundespräsident die jetzt aufgekommenen Fragen schnell und umfassend beantworten wird", sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke der "Welt". Die Grünen im niedersächsischen Landtag erwägen, die Vorfälle parlamentarisch durchleuchten zu lassen. Er fühle sich von Wulff getäuscht, sagte Fraktionschef Stefan Wenzel den Dortmunder "Ruhr Nachrichten".

Wenzel will nachhaken

Wulff hatte seinen Weihnachtsurlaub 2009 in der Florida-Villa des Unternehmers Geerkens verbracht. Der Flug nach Miami brachte Wulff die sogenannte Air-Berlin-Affäre ein, weil er und seine Frau Bettina sich von der Fluggesellschaft kostenlos von der Economy in die Business Class hochstufen ließen.

Wenzel hatte Wulff Anfang 2010 im Zusammenhang mit dieser Affäre auch nach geschäftlichen Beziehungen zu dem Unternehmer Geerkens gefragt, was die niedersächsische Staatskanzlei jedoch verneint hatte. Diese Antwort sei jedoch haarscharf an der Sache vorbeigegangen, sagte Wenzel. "Wir werden prüfen, welche parlamentarischen Mittel es gibt, um diese offenen Fragen zu klären."

Quelle: ntv.de, dpa

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