Unglückliches Nachgehacke Merz tritt Merkel
14.12.2002, 00:00 UhrNach der von Fraktionsvize Friedrich Merz in einem Zeitungsinterview geäußerten heftigen Kritik an Fraktions- und Parteichefin Angela Merkel (beide CDU) droht der Union eine Personaldebatte. Der CDU-Vizevorsitzende Christoph Böhr sagte der "Bild am Sonntag", wer die Oppositionsarbeit kenne, wisse, dass die gefundene Lösung mit Merkel als Chefin der CDU und der Unions-Bundestagsfraktion die beste sei. Er bescheinigte Merz aber, dass er sich nach seiner Ablösung als Fraktionschef "sehr ordentlich und fair verhalten habe".
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sagte der selben Zeitung, er könne Merz gut verstehen, er halte allerdings die Art des Vorgehens und den Zeitpunkt der Kritik für unglücklich. Ein Sprecher von Merkel wollte sich nicht äußern. "Darüber wird in den Gremien geredet", sagte er der "BamS".
Merz hatte in einem Interview mit der "Berliner Zeitung " Merkel vorgeworfen, sie habe seine Ablösung entgegen der Absprache von langer Hand vorbereitet. Sie sei "nie bereit " gewesen, sich in den Wochen vor der Wahl in der öffentlichen Personaldebatte um seine Person schützend vor ihn zu stellen.
"Frau Merkel hatte meine Ablösung in den Wochen vor der Wahl,insbesondere in den Tagen vor der Wahl, mit fast allenLandesvorsitzenden der CDU besprochen", sagte Merz. Merkel,Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) und er hätten sich ursprünglichim Mai vergangenen Jahres darauf verständigt, nach der Wahl gemeinsam einen Vorschlag für den zukünftigen Fraktionsvorsitz zu machen. Erhabe dieser Verabredung aber nie "ein übermäßiges Gewicht beigemessen", weil "ich Frau Merkel in solchen Situationenmittlerweile kenne".
Auf eine offene Konfrontation mit Merkel habe er mit Rücksicht auf die Partei verzichtet: "ch glaube, dass ich eine Kampfabstimmung inder Fraktion gewonnen hätte", sagte Merz der Zeitung. "Aber was wäre übrig geblieben: eine zerrissene Fraktion, eine verunsicherte Parteiund eine wochenlange Personaldebatte. ... Mir war sehr schnell klar,dass ich auch aus eigenem Interesse der Partei und der Fraktion diese Zerreißprobe ersparen sollte." Der Großteil der Fraktion, so Merz,habe Merkels Spiel mit geballter Faust in der Tasche mitgemacht
Quelle: ntv.de