Milosevic-Prozess in Den Haag Mesic im Kreuzverhör
02.10.2002, 09:44 UhrDer kroatische Präsident Stipe Mesic hat sich vor dem UN-Tribunal in Den Haag den Fragen des als Kriegsverbrecher angeklagten früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic stellen müssen. Milosevic nahm Mesic ins Kreuzverhör.
Milosevic befragte den Zeugen insbesondere nach dessen angeblicher Beteiligung an mehreren politischen Morden. Mesic stritt jede Verantwortung ab. "Ich hatte darauf genau so viel Einfluss wie auf die Ermordung Lincolns", erklärte er.
Milosevic, der sich selbst verteidigt, warf Mesic unter anderem vor, die Regierung in Zagreb habe Anfang der neunziger Jahre gezielt die in Kroatien lebenden Serben verfolgt, vertrieben und umgebracht. Als letzter Präsident Jugoslawiens gehöre Mesic wegen seines Anteils am Zerfall Jugoslawiens auf die Anklagebank des Tribunals, sagte Milosevic.
Mesic hatte Milosevic am Dienstag schwer belastet. Er warf dem Angeklagten vor, Jugoslawien zerstört zu haben. Milosevic reagierte mit der Beschuldigung, Mesic habe "persönlich eine kriminelle Rolle beim Zusammenbruch Jugoslawiens" gespielt.
Milosevic hörte den Aussagen von Mesic weitgehend schweigend zu. Ab und an lächelte er spöttisch und machte sich Notizen. Milosevic muss sich seit 12. Februar in Den Haag verantworten. Bislang ging es ausschließlich um Verbrechen im Kosovo, nun auch um Kroatien und Bosnien.
UN-Tribunal zieht Anklagepunkte gegen Plavsic zurück
UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte zog die Völkermordanklage gegen die bosnisch-serbische Politikerin Biljana Plavsic (72) zurück. Die einstige enge Mitarbeiterin des bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic wird jetzt allein wegen Verfolgung, Tötung, Folter und Inhaftierung bosnischer Moslems und bosnischer Kroaten 1991/1992 angeklagt. In einer Videoübertragung von einem unbekannten Ort zu einer Strafkammer des Tribunals erklärte sich Plavsic am Mittwoch für schuldig zu dieser Anklage.
Quelle: ntv.de