"Bis Merkel mit uns spricht" Milchbäuerinnen im Hungerstreik
13.05.2009, 19:43 UhrWütende Milchbäuerinnen wollen ihrem Protest gegen zu niedrige Milchpreise mit einem unbefristeten Hungerstreik vor dem Berliner Bundeskanzleramt Nachdruck verleihen. Nach zweitägigen erfolglosen Demonstrationen würden sechs Bäuerinnen ab sofort nichts mehr essen, kündigte die Landwirtin Steffi Butscher an. "Wir hungern so lange, bis Frau Merkel mit uns spricht", ergänzte sie. Die Bäuerinnen wollen einen Milchkrisengipfel erreichen und fordern ein Minimum von 40 Cent pro Liter Milch.
Am Mittwoch hatten rund 250 Bäuerinnen in Berlin erneut demonstriert. Gegen Mittag legten sie sich in einem "kollektiven Ohnmachtsanfall" auf die Wiese vor dem Kanzleramt. "Die Bäuerinnen fordern ein deutliches Signal, damit die Milch Chefsache wird", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber.
Lieferstopp bleibt Option
Die Proteste in Berlin dauern seit Montag an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Dienstag Verständnis gezeigt und "unfaire Preise" angeprangert. Die Milchviehhalter wollen die Demonstrationen gegen die niedrigen Milchpreise auf EU-Ebene ausweiten. "Wir werden weitere Aktionen auf europäischer Ebene machen", sagte Schaber. Bei den kommenden Treffen der EU-Landwirtschaftsminister sei dies geplant. Ob es zu einem Milchlieferboykott wie im Frühjahr 2008 kommt, ist unklar. "Zu einem möglichen Lieferstopp wollen wir uns nicht mehr äußern."
Verbandssprecher Hans Foldenauer drohte in der "Bild"-Zeitung mit dem Wegschütten von Milch. "Ob wir wieder zu den Mitteln Gulli und Verfütterung greifen müssen, entscheidet die Politik. Frau Merkel muss ein Machtwort sprechen."
Aigner gegen Käse-Imitat
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) bekräftigte, sich zugunsten der Milchbauern einzusetzen. Nachdem die Versuche zur Verringerung der Milchmenge in der EU gescheitert seien, müsse man nun den Absatz unter anderem durch einen verstärkten Export steigern, sagte Aigner der "Frankfurter Rundschau". Es gehe auch darum, die "Lebensmittelindustrie unter die Lupe zu nehmen und etwas gegen Milchsubstitute zu tun". Sie sei für eine strengere Kennzeichnung von Käse-Imitat. Der Einzelhandel hatte Milch und Milchprodukte verbilligt, nachdem bereits die Einkaufspreise gesunken waren. Bisherige Versuche der Politik, die Preise zu stabilisieren, waren praktisch gescheitert.
Quelle: ntv.de, dpa