Soldaten nehmen Premierminister fest Militär stürzt Malis Regierung
11.12.2012, 03:06 Uhr
Cheick Modibo Diarra mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die unruhige Lage in Mali besorgt Politiker seit Monaten. Der für einen Übergang ernannte Premierminister Diarra ist dabei der Ansprechpartner des Westens. In der Nacht wird er von Soldaten festgenommen und aus der Hauptstadt gebracht. Kurz darauf verliest er im Fernsehen eine Erklärung: Die ganze Regierung ist ab sofort nicht mehr im Amt.
Wenige Stunden nach seiner gewaltsamen Gefangennahme durch einen Trupp von Soldaten hat der malische Regierungschef Cheick Modibo Diarra den Rücktritt der gesamten Regierung bekanntgegeben. "Ich trete mit meiner Regierung zurück", sagte Diarra in einer kurzen Erklärung im staatlichen Fernsehen, ohne eine Begründung für die Entscheidung anzuführen.
Diarra war kurz zuvor festgenommen worden. Seine Mitarbeiter berichten, dass dazu ein Trupp von 20 Soldaten aus der Garnison Kati in die Hauptstadt Bamako gekommen sei. "Er wollte das Land verlassen, nachdem er Unruhe gestiftet hatte", sagte ein Militärsprecher. Diarra war im Frühjahr von der Armee selbst als Übergangspremier eingesetzt worden.
Diarra wollte nach Paris
Die Soldaten sagten, dass sie im Auftrag des Hauptmanns Amadou Haya Sanogo handelten, der schon den Putsch im März angeführt hatte und dem Diarra seinen Posten verdankte. Die früheren Putschisten nutzen die Garnison Kati als ihre Festung. Die Festnahme erfolgte in Diarras Wohnhaus.
Diarra wollte den Angaben zufolge noch in der Nacht nach Frankreich reisen, um sich in Paris einem Gesundheits-Check zu unterziehen. Er habe zuvor eine kurze Fernseh-Ansprache aufgenommen. Die Aufnahme sei jedoch vom Militär beschlagnahmt worden. Der Trupp von Soldaten habe die Eingangstür von Diarras Haus "demoliert" und den Regierungschef "ziemlich brutal" behandelt, hieß es weiter.
Bundeswehr soll nach Mali
Aus Kreisen der Sicherheitskräfte wurden die Informationen über die Verwicklung Sanogos in die Festnahme bestätigt.
Am 22. März hatte eine Gruppe von Soldaten den langjährigen Präsidenten Amadou Toumani Touré gestürzt. In dem Machtvakuum nach dem Putsch im März gelang es Tuareg-Rebellen und mit ihnen verbündeten Islamisten innerhalb weniger Tage, den gesamten Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Seitdem gibt es Sorgen, dass sich diese Region zum Rückzugsgebiet für Terroristen entwickelt. Die Bundeswehr soll zu einer Ausbildungsmission in das Land entsendet werden.
Quelle: ntv.de, che/rts/AFP