Machtkampf in Honduras Militär verhindert Rückkehr
06.07.2009, 07:14 Uhr
Das Militär blockierte die einzige Landebahn des Flughafen, um die Landung des gestürzten Präsidenten zu verhindern.
(Foto: REUTERS)
Der Machtkampf in Honduras eskaliert: Die Armee hat mit einer Blockade des Flughafens die Rückkehr Zelayas verhindert und mit Gewalt zehntausende Anhänger des gestürzten Präsideten vertrieben. Zwei Menschen sollen bei den Zusammenstößen ums Leben gekommen sein.
Die Rückkehr des gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya nach Honduras ist vorerst gescheitert. Nachdem das Militär am Sonntag den Flughafen der Hauptstadt Tegucigalpa blockierte, musste Zelaya zunächst nach Nicaragua und dann nach El Salvador ausweichen. Bei Zusammenstößen zwischen Zelaya-Anhängern und Sicherheitskräften rund um das Flughafengelände kamen nach Polizeiangaben zwei Demonstranten ums Leben. Zelaya kündigte an, er werde nach anderen Möglichkeiten suchen, um nach Honduras zurückzukehren.
Zehntausende Menschen hatten sich am Flughafen von Tegucigalpa versammelt, um den aus Washington kommenden Zelaya in Empfang zu nehmen. Die Interimsregierung hatte bereits im Vorfeld deutlich gemacht, Zelayas Flugzeug keine Landeerlaubnis zu erteilen. Als die Maschine den Flughafen anflog, versperrten mehrere Militärfahrzeuge die einzige Start- und Landebahn.
"Wäre mit dem Fallschirm gesprungen"
Noch während die Maschine über Tegucigalpa kreiste, sagte Zelaya dem TV-Sender Telesur, er habe alles versucht. Es bestehe die Gefahr, dass Jagdflugzeuge der Armee seine Maschine "abfangen". "Hätte ich einen Fallschirm gehabt, wäre ich aus dem Flugzeug gesprungen", sagte der vor einer Woche entmachtete Staatschef. Zugleich kündigte er an, einen neuen Rückkehrversuch unternehmen zu wollen. "Wenn es jetzt nicht geht, dann werden wir es morgen oder übermorgen wieder probieren."
Vor der versuchten Landung war die Lage am Flughafen kurzzeitig eskaliert, als Zelaya-Anhänger versuchten, auf das abgeriegelte Gelände vorzudringen. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein und schossen auf Demonstranten. Nach Polizeiangaben starben zwei Demonstranten, zwei weitere wurden verletzt. Nach dem gescheiterten Rückkehrversuch löste sich die Menge vor dem Flughafen langsam auf. Die Interimsregierung verschärfte die Ausgangssperre für die Abend- und Nachtstunden.
Flucht nach El Salvador

Zehntausende Anhänger von Zelaya hatten versucht, auf das Gelände des Flughafens zu gelangen.
(Foto: REUTERS)
Zelaya flog zunächst in die nicaraguanische Hauptstadt Managua weiter, wo die Maschine nach Angaben der örtlichen Behörden auftankte. Er traf kurz mit Nicaraguas Staatschef Daniel Ortega zusammen. Anschließend setzte er seine Odyssee ins Nachbarland El Salvador fort, wo der Generalsekretär der Organisation Amerikanischen Staaten (OAS), José Miguel Insulza, sowie mehrere regionale Staatschefs auf ihn warteten.
Insulza und die Präsidenten von Argentinien, Ecuador und Paraguay, Cristina Kirchner, Rafael Correa und Fernando Lugo, wollten ursprünglich mit Zelaya von Washington nach Honduras fliegen. Sie entschlossen sich allerdings, doch in einer zweiten Maschine direkt nach El Salvador zu reisen. Mit Zelaya an Bord war der aus Nicaragua stammende Präsident der UN-Vollversammlung, Miguel d'Escoto Brockmann.
Berichte von Truppenaufmärschen

Honduras' neuer Präsident Micheletti.
(Foto: AP)
Honduras Interims-Präsident Roberto Micheletti teilte zur gleichen Zeit vor der Presse in Tegucigalpa mit, an der Grenze in Nicaragua seien Truppen aufmarschiert. Er forderte die mit Zelaya verbündeten Regierungen von Nicaragua und Venezuela auf, Honduras nicht anzugreifen.
Zelaya war am Sonntag vergangener Woche gestürzt und vom Militär außer Landes gebracht worden. Die Armee begründete den Putsch mit Zelayas Streben nach einer in der Verfassung nicht vorgesehenen weiteren Amtszeit als Präsident nach den Wahlen im November. Die OAS schloss Honduras wegen des Putsches am Wochenende aus ihren Reihen aus. Sollte es Zelaya gelingen, in seine Heimat zurückzukehren, droht ihm die Festnahme.
Quelle: ntv.de, tis/AFP/dpa