Politik

Arm trotz Arbeit Millionen Erwerbstätige armutsgefährdet

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Als armutsgefährdet gilt, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung auskommen muss.

(Foto: dpa)

Arbeit schützt in Deutschland nicht vor Armut. Wie neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, gibt es Millionen Menschen im Land, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdienen.

Acht Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland haben im vergangenen Jahr nach offiziellen Kriterien als armutsgefährdet gegolten. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, waren dies insgesamt rund 3,1 Millionen Menschen. Überdurchschnittlich häufig betroffen waren demnach Menschen in sogenannten atypischen Anstellungen, Alleinerziehende und ältere Beschäftigte. Im Vergleich zum Vorjahr 2018 sank die Armutsgefährdung unter den Beschäftigten der amtlichen Statistik zufolge um einen Prozentpunkt. "Schon vor der Krise schützte die Erwerbsarbeit nicht alle Beschäftigten vor Armutsgefährdung", hieß es dazu.

Die Armutsgefährdung unter Erwerbstätigen mit einem befristeten Arbeitsvertrag lag bei 15,8 Prozent, unter Teilzeitbeschäftigten betrug sie 12,8 Prozent und lag damit ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt. Alleinerziehende waren mit einer Quote von 22,3 Prozent besonders stark betroffen. Bei Menschen ab 65 Jahren, die sich etwa ihre Rente durch Erwerbsarbeit aufbessern, war die Armutsgefährdungsquote mit 15,4 Prozent ebenfalls erhöht.

Als armutsgefährdet gilt nach der offiziellen Definition, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens - dem sogenannten Median - der Gesamtbevölkerung auskommen muss. 2019 lag die Grenze für einen Single bei einem Haushaltseinkommen von 1176 Euro im Monat. Für zwei Erwachsene mit zwei Kindern waren es 2469 Euro. Berücksichtigt werden dabei lediglich Beschäftigte ab 18 Jahren.

Frauen verdienen weniger als Männer

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Deutschland lag dabei etwas unterhalb des EU-Durchschnitts von neun Prozent. Der jüngste Rückgang um ein Prozentpunkt zwischen 2019 und 2018 fiel stärker aus als im europäischen Schnitt. Nach Einschätzung des Bundesamts könnte eine zuletzt sinkende Zahl von atypischen Beschäftigungsverhältnissen dazu beigetragen haben. "Insgesamt waren Erwerbstätige hierzulande also etwas seltener armutsgefährdet als im EU-Durchschnitt", ermittelten die Statistiker. In Rumänien waren Erwerbstätige mit einem Anteil von 15,7 Prozent EU-weit am häufigsten von Armut bedroht, in Finnland mit 2,9 Prozent am seltensten.

Im Dezember war gemeldet worden, dass die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland etwas kleiner geworden ist. Demnach verdienten Frauen im Jahr 2019 durchschnittlich 19 Prozent weniger als Männer. Der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen - der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap - war damit um einen Prozentpunkt geringer als 2018 und fiel erstmals unter 20 Prozent. Werden Frauen und Männer mit vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verglichen, ist der Lohnunterschied niedriger. Dieser bereinigte Gender Pay Gap wird alle vier Jahre erhoben. 2018 verharrte er wie bereits 2014 bei sechs Prozent.

Quelle: ntv.de, vpe/AFP/rts

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