Politik

Kampf gegen Übergewicht Millionen für die Aufklärung

Mehr Aufklärung gegen Übergewicht: Mit der Initiative "Deutschland in Form" will die Bundesregierung den überflüssigen Pfunden der Bundesbürger stärker zu Leibe rücken. Das Kabinett billigte die groß angelegte Initiative mit Ländern und Kommunen für gesunde Ernährung und mehr Bewegung, für die der Bund 30 Millionen Euro bis 2010 bereitstellt.

Mit Kampagnen in Schulen, Kindergärten, Betriebskantinen, Sportvereinen und Seniorenheimen sollen die Bundesbürger besser aufgeklärt werden. Bis 2020 will die Bundesregierung "sichtbare Ergebnisse" erreichen. Scharfe Kritik kam von Grünen, Linken und Verbraucherverbänden.

"Wir setzen auf das Erlernen gesunder Lebensstile", sagte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Damit solle auch das Gesundheitssystem finanzierbar bleiben. Sie warb für mehr Sport in Schulen. In Deutschland gelten zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen zwischen 18 und 80 als zu dick. Unter Kindern und Jugendlichen sind 15 Prozent übergewichtig oder fettleibig. Bis zu 70 Milliarden Euro - ein Drittel der Gesundheitskosten - würden durch falsche Ernährung und zu wenig Bewegung ausgelöst, sagte Seehofer. Bei dem Aktionsplan gehe es nicht um Diskriminierung, sondern um Hilfe beim Essverhalten.

Keine Verbote

Die Bundesregierung setzt auf Eigenverantwortung und plant keine Verbote. Mit der Wirtschaft soll über einen Verzicht auf Werbung gesprochen werden, die sich an Kinder unter 12 Jahren richtet. Seehofer will sich außerdem für eine farbige Kennzeichnung von Lebensmittelpackungen einsetzen, bei der der Anteil an Fett, Zucker, Salz, Kalorien und gesättigten Fettsäuren in Bezug zur empfohlenen Tagesration angegeben wird. Seehofer will mit der Wirtschaft über eine freiwillige nationale Regelung sprechen. Eine reine Ampel-Kennzeichnung, bei der Rot, Gelb und Grün die Nährwertanteile angeben, lehnt er ab.

Grüne fordern Werbeverbot für Süßes vor 20 Uhr

Die Grünen sprachen von einem Alibi-Aktionsplan. "Übergewichtige Kinder werden so nicht erreicht", sagte Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn der dpa. Höhn fordert ein Werbeverbot für Süßigkeiten im Fernsehen vor 20 Uhr. Die Linke-Verbraucherpolitikerin Karin Binder kritisierte, dass kein kostenloses Schulessen geplant sei. Die Verbraucherzentralen und die Organisation Foodwatch halten die Initiativen ebenfalls für zu kurz gegriffen. Eine klare Strategie fehle, und die Mittel seien "entschieden" zu wenig, erklärte der Bundesverband der Verbraucherzentralen. Beide Verbände machten sich für eine Ampel-Kennzeichnung stark. Foodwatch warnte vor so genannten Fitness-Lebensmitteln. Die Hälfte von 27 getesteten Produkten sei überzuckert.

Lebensmittelhersteller erfreut

Die Wirtschaft wertete die Absage an Verbote positiv. Eine Ampelkennzeichnung oder Werbebeschränkungen seien keine Lösung, weil sie nicht bei den Ursachen ansetzten, erklärte die Lebensmittelwirtschaft. Nach Ansicht des Zentralverbands der Deutschen Werbewirtschaft reichen die bestehenden Regeln für kommerzielle Werbung aus.

Die Bundesregierung rief Länder und Kommunen auf, sich zu beteiligen. Die Angebote sollen besser vernetzt werden. "In Deutschland soll ein Umfeld geschaffen werden, in dem ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung in allen Lebensbereichen fest verankert sind", heißt es im Aktionsplan. Nötig seien ein langer Atem und immer wieder neue Impulse, sagte Seehofer.

Quelle: ntv.de

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