Politik

Relative Ruhe in Afghanistan Mindestens 42 Tote am Wahltag

An den Parlamentswahlen in Afghanistan nehmen 40 Prozent der Stimmberechtigten teil. Die Wahlen werden von mehreren Anschlägen überschattet, bei denen mindestens 42 Menschen getötet werden. Auch die Bundeswehr ist in Gefechte verwickelt. Das Wahlergebnis soll erst im Oktober veröffentlicht werden.

Auszählung in einem Wahllokal in Kabul.

Auszählung in einem Wahllokal in Kabul.

(Foto: REUTERS)

Überschattet von Gewalt haben die Afghanen zum zweiten Mal seit dem Sturz des Taliban-Regimes ein neues Parlament gewählt. Die Unabhängige Wahlkommission (IEC) räumte nach Schließung der Wahllokale Unregelmäßigkeiten ein. Wahlbeobachter befürchteten Betrug. Nach Regierungsangaben wurden am Wahltag mindestens 42 Menschen getötet, darunter 27 Aufständische. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt, 45 davon waren Zivilisten.

Die Zahl der Angriffe und Anschläge lag nach Regierungsangaben allerdings deutlich unter der bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr. Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak sagte, landesweit seien 305 gewaltsame Zwischenfälle verzeichnet worden. Bei der Präsidentschaftswahl am 20. August 2009 seien 422 Anschläge und Angriffe verübt worden.

Innenminister Besmillah Khan Mohammadi sagte, elf Zivilisten und drei Polizisten seien am Samstag ums Leben gekommen. 27 Aufständischen seien getötet worden. Nach Wardaks Angaben starb ein afghanischer Soldat. Die Internationale Schutztruppe ISAF teilte mit, bei einem Angriff im Osten des Landes sei einer ihrer Soldaten getötet worden. Zur Nationalität machte die ISAF keine Angaben.

65.000 gefälschte Wahlausweise beschlagnahmt

Eine Afghanin zeigt ihre Registrierung als Wählerin und ihren gefärbten Finger - sie hat ihre Stimme schon abgegeben.

Eine Afghanin zeigt ihre Registrierung als Wählerin und ihren gefärbten Finger - sie hat ihre Stimme schon abgegeben.

(Foto: dpa)

Der Geheimdienst NDS und das Innenministerium teilten mit, Sicherheitskräfte hätten 65.000 gefälschte Wahlausweise beschlagnahmt. Dutzende Aufständische seien festgenommen und mehrere Anschläge verhindert worden.

An der Parlamentswahl beteiligten sich nach Angaben der Wahlkommission nach Rückmeldungen aus rund 90 Prozent der Wahllokale im Land 40 Prozent der Stimmberechtigten. IEC-Chef Fasel Ahmad Manawi sagte, die Wahlbeteiligung könne sich nach Auswertung der verbleibenden Wahllokale aber noch ändern.

Vor der Abstimmung hatte die IEC die Zahl der Wahlberechtigten um zwei Millionen auf 10,5 Millionen nach unten korrigiert, was zu einer höheren prozentualen Wahlbeteiligung führt. Bei der Präsidentschaftswahl hatte die Wahlbeteiligung nach IEC-Angaben bei 38,7 Prozent gelegen.

Bundeswehr setzt "Panzerhaubitze 2000" ein

Ein Schwerpunkt der Gewalt war am Samstag der nordafghanische Verantwortungsbereich der Bundeswehr. In der Provinz Kundus setzte die Bundeswehr nach Berichten der Provinzregierung mit der "Panzerhaubitze 2000" schwere Artillerie ein. Nach Angaben der Bundeswehr schlugen sieben Raketen der Taliban im Bereich des Feldlagers ein, eine weitere detonierte am Flughafen Kundus.

Außerhalb des Camps wurden Bundeswehr-Soldaten in Kundus beschossen, sie erwiderten das Feuer. In der Nachbarprovinz Baghlan unterstützten deutsche Truppen afghanische Sicherheitskräfte im Gefecht gegen die Taliban. In keinem Fall kamen Deutsche zu Schaden.

Westerwelle würdigt Wähler

Bundesaußenminister Guido Westerwelle würdigte den Mut der afghanischen Wähler "mit größtem Respekt". Er habe nach den bisherigen Erkenntnissen den Eindruck, "dass diese Wahl besser verlaufen ist, als viele befürchtet haben".

IEC-Chef Manawi sagte, neben der Sicherheitslage und gefälschten Wahlausweisen habe es noch andere Probleme gegeben. So hätten Kandidaten versucht, Wähler zu beeinflussen. Berichten zufolge habe die nicht-abwaschbare Tinte, mit der Fingerkuppen markiert wurden, um mehrfache Stimmabgaben zu vermeiden, in einigen Fällen abgerieben werden können.

Quelle: ntv.de, dpa

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