"Alle müssen von allen fordern" Minister jetzt in Kopenhagen
13.12.2009, 16:17 Uhr
(Foto: dpa)
Vor dem Endspurt beim Klimagipfel bemühen sich die Umweltminister um eine Annäherung bei den umstrittenen Schlüsselfragen. Im Vordergrund steht weiter die Lastenverteilung zwischen den Industriestaaten und Schwellenländern bei der Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase.
Von Australien über Nepal bis in die USA trugen Demonstranten ihre Forderung nach wirksamen Maßnahmen gegen die Erderwärmung auf die Straße. In der dänischen Hauptstadt protestierten nach Angaben der Organisatoren bis zu 100.000 Menschen. Der Marsch zum Tagungsort des Gipfels am Rande der Stadt verlief überwiegend friedlich. Erst gegen Abend kam es zu Ausschreitungen, als Demonstranten Fenster einwarfen und Autos anzündeten. Die Polizei nahm fast 1000 Menschen zeitweise fest. 13 von ihnen blieben nach Polizeiangaben in Haft.
Der politische Wille kommt an
Am Sonntag kamen 48 Umweltminister in Kopenhagen zusammen, darunter auch der deutsche Norbert Röttgen (CDU). Die gastgebende dänische Umweltministerin Connie Hedegaard erklärte: "Es gibt weiterhin viele ungelöste Probleme. Aber mit der Ankunft der Minister kommt auch der politische Wille." Indiens Umweltminister Jairam Ramesh sprach sich für mehr Vertrauen zwischen den Teilnehmerländern aus. "Wenn wir uns alle gegenseitig vertrauen und den Mut und die Überzeugung mitbringen, können wir immer noch eine faire, angemessene Vereinbarung erreichen", sagte er.
Zur Halbzeit des Gipfels machte der Chef des UN-Klimasekretariats, Ivo de Boer, die bestehenden Hürden noch einmal deutlich. "China fordert weitere Anstrengungen von den USA. Die USA fordern mehr Zugeständnisse von China. Ich hoffe, dass in den kommenden Tagen alle von allen mehr fordern werden", sagte er. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich gegen weitere deutsche und europäische Vorleistungen ausgesprochen.
Schlüsselfrage ungeklärt
Einer der Hauptstreitpunkte bei dem Treffen bleibt die Hilfe der Industriestaaten für die Entwicklungsländer, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben. Die Europäische Union hatte sich am Freitag darauf verständigt, Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern mit jährlich 2,4 Milliarden Euro zu unterstützen.
Nach einem Szenario von UN-Experten müssen die reichen Nationen ihren CO2-Ausstoß bis 2020 um 25-40 Prozent unter das Niveau von 1990 drücken, wenn die schlimmsten Folgen des Klimawandels verhindert werden sollen. Deren bisherigen Angebote liegen bei einer Treibhausgas-Reduzierung zwischen 14-18 Prozent. Für weitergehende Schritte fordern sie einen Beitrag der aufstrebenden Entwicklungsländer wie China und Indien, die längst zu großen Kohlendioxid-Emittenten geworden sind. Diese begründen ihren steigenden Energiebedarf mit wirtschaftlichem Nachholbedarf.
Quelle: ntv.de, rts