Politik

Entschädigung möglich Missbrauchsopfer können hoffen

Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger hält es für möglich, dass Missbrauchsopfer in katholischen Einrichtungen eine Entschädigung erhalten könnten. Zugleich würdigt sie, dasss sich die Kirche inzwischen ernsthaft mit dem Thema sexueller Missbrauch befasse.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) schließt nicht aus, dass es eine Entschädigung für die Opfer von Missbrauch in katholischen Einrichtungen geben wird. Das Thema liege ganz klar auf dem Tisch, sagte Leutheusser-Schnarrenberger im Deutschlandradio Kultur. Ob es eine Entschädigung pauschaler Art geben werde, sei eine schwierige Frage, und es gebe auch noch keine detaillierten Vorstellungen, fügte die Ministerin hinzu.

Leutheusser-Schnarrenberger will enger mit der Kirche zusammenarbeiten.

Leutheusser-Schnarrenberger will enger mit der Kirche zusammenarbeiten.

(Foto: dpa)

Am Freitag kommender Woche soll erstmals der Runde Tisch tagen, der sich mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, der Zusammenarbeit der betroffenen Institutionen mit dem Staat sowie der Wiedergutmachung und Prävention beschäftigen wird. Teilnehmen sollen nach Angaben Leutheusser-Schnarrenbergers auch Vertreter von Opfern und Verbände, die sich mit Anliegen von Opfern befassten. In zwei Unterarbeitsgruppen zu den "unterschiedlichen Sachverhalten sexuellen Missbrauchs" sollten diese ihre Erfahrungen und Eindrücke einbringen. "Wir wollen hier nicht über die Opfer reden, sondern wir wollen da natürlich auch die Gelegenheit schaffen, gerade mit Opfern ins Gespräch zu kommen", sagte die Ministerin.

 

Ministerin und Kirchenmann beenden ihre Konfrontation.

Ministerin und Kirchenmann beenden ihre Konfrontation.

(Foto: REUTERS)

Die katholische Kirche habe bewiesen, dass sie sich inzwischen ernsthaft mit der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs befasse, sagte Leutheusser-Schnarrenberger. Die Ministerin hatte am Donnerstag bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, eine engere Zusammenarbeit der der Aufklärung von Missbrauchsfällen vereinbart.

Der Ministerin ging es dabei vor allem darum, den "staatlichen Strafanspruch" durchzusetzen - also dafür zu sorgen, dass Täter ihre gerechte Strafe erhalten. Hier sah sie in der Kirche deutliche Fortschritte. "Ich kann feststellen, dass in der katholischen Kirche Vieles in Bewegung geraten ist", sagte sie. So würden derzeit die Richtlinien der Bischofskonferenz überarbeitet. Sie verpflichten die Kirche bisher nur bei einem erhärteten Verdacht und nicht verjährten Fällen, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Insbesondere will die Ministerin verhindern, dass Fälle erst dann ans Tageslicht kommen, wenn sie schon lange verjährt sind.

Ehemalige Heimkinder demonstrieren in Berlin

Papst Benedikt XVI. wird vorgeworfen, sich bisher nicht zu den Missbrauchsfällen in deutschen katholischen Einrichtungen geäußert zu haben.

Papst Benedikt XVI. wird vorgeworfen, sich bisher nicht zu den Missbrauchsfällen in deutschen katholischen Einrichtungen geäußert zu haben.

(Foto: dpa)

Zeitgleich forderten vor dem Brandenburger Tor rund 250 ehemalige Heimkinder von Staat und Kirche Entschädigungsleistungen und Entschuldigungen. Sie werfen den Institutionen vor, in den 1950er bis spät in die 1970er Jahre die Menschenrechte vieler Kinder in Kinderheimen verletzt zu haben: Neben Zwangsarbeit, Mangelernährung und Bildungsentzug habe es extreme körperliche und sexuelle Gewalt gegeben. Nach Schätzungen des Vereins ehemaliger Heimkinder (VEH) geht die Zahl der Missbrauchsfälle in die Hunderttausende.

Papst Benedikt XVI. rief in einer Messe alle Christen zur Buße aufgerufen. "Wir Christen haben, auch in der letzten Zeit, oft das Wort Buße vermieden", sagte er in einer Andacht im Vatikan vor Mitgliedern der Päpstlichen Biblischen Kommission. "Jetzt, angesichts der Angriffe der Welt auf uns, die von unseren Sünden sprechen, sehen wir, dass Buße tun können eine Gnade ist." Zu sehen sei auch, wie notwendig die Buße sei. Der Schmerz der Buße, das heiße der Reinigung und der Wandlung, bedeute auch Erneuerung und sei das Werk göttlicher Barmherzigkeit.

 

Quelle: ntv.de, dpa

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