Porträt Rainer Speer Mit Zigarre und Basecap nach oben
23.09.2010, 16:47 Uhr
(Foto: dpa)
Landesinnenminister und Freund von Ministerpräsident Platzeck, Rotwein-Kenner und Hobby-Koch: Der Potsdamer Sozialdemokrat Speer hat viele Seiten. Jetzt holt ihn seine Vergangenheit ein und er gibt sein Ministeramt auf.
Kein anderer brandenburgischer Minister stand zuletzt so im Rampenlicht wie der für Inneres zuständige Sozialdemokrat Rainer Speer. Wegen seiner geplanten Polizeireform mit harten Einschnitten bei Personal und Dienststellen pfiff ihm schon länger heftiger Gegenwind um die Nase. Dann holte ihn auch noch die Vergangenheit ein: Er soll als früherer Finanzminister ein Potsdamer Kasernengelände zu billig verkauft haben. Dazu kamen in jüngster Zeit aus schwer durchschaubaren Quellen Enthüllungen über Speers Privatleben, gegen die er sich gerichtlich zur Wehr setzte.
Im Zusammenhang mit dem gestohlenen Laptop des Ministers und nun aufgetauchten Dateien sah sich der 59-Jährige mit dem Vorwurf des Sozialbetruges konfrontiert. Nach einem "Bild"-Bericht ging es um ein uneheliches Kind, für das die Mutter Unterhaltsleistungen vom Amt bezogen hat, die eigentlich Speer hätte zahlen müssen. Dagegen war er mit einstweiligen Verfügungen gegen mehrere Redaktionen vorgegangen, zunächst auch mit juristischem Erfolg. Parallel zu einer weiteren Gerichtsverhandlung verkündete er nun seinen Rücktritt.
Zigarre und Basecap
Der 1959 im Osten Berlins geborene Speer fällt schon rein äußerlich durch Zigarre, Basecap, Hosenträger, Drei-Tage-Bart und Nickelbrille auf. Sie wurden zu seinen Markenzeichen. Speer ist kein gelernter Politiker, beweist aber seit Jahren strategisches Geschick. Nach der Wende baute er im damaligen Bezirk Potsdam die SPD mit auf. 1994 wählten die Genossen den Rotwein-Kenner und Hobby-Koch das erste Mal zum Chef des Unterbezirks.
Früher galt Speer als Macher in der zweiten Reihe. Unter Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) war er Umweltstaatssekretär und Staatskanzlei-Chef. 2004 rückte der langjährige Freund von Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) bis ins Amt des Finanzministers vor.
Als Chef des Innenressorts, an dessen Spitze er seit vergangenem November stand, hat der gelernte Betriebsschlosser sich mit der Polizeireform wenig Freunde gemacht. Geplant sind der Abbau von 1900 der jetzt rund 8900 Stellen und eine drastische Reduzierung der landesweit 50 Wachen.
In der DDR exmatrikuliert
Ein Studium in der DDR blieb ihm verwehrt: Von der Offiziershochschule der NVA im sächsischen Löbau wurde Speer wegen "politischer Unzuverlässigkeit" exmatrikuliert. Bis zur Wende arbeitete er als Möbelrestaurator und in Jugendprojekten.
Quelle: ntv.de, Ronald Bahlburg, dpa