Politik

Überfall an Jom Kippur in Berlin Mitglied des Zentralrats bedroht

Am höchsten jüdischen Feiertag wird mitten in Berlin ein Jude verbal angegriffen. Seine Kinder erleben alles mit. Der Vorfall erinnert an die Prügelattacke auf einen Rabbiner vor gerade vier Wochen.

Stefan Kramer weiß sich zu verteidigen und schlägt den Angreifer in die Flucht.

Stefan Kramer weiß sich zu verteidigen und schlägt den Angreifer in die Flucht.

(Foto: dpa)

Ein Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland ist nach dem Besuch einer Synagoge in Berlin bedroht worden. Bei dem Opfer handelt es sich um den Generalsekretär der Organisation, Stephan Kramer, der mit seinen beiden Kindern unterwegs war. "Offensichtlich fühlte sich der Täter provoziert durch ein sichtbares jüdisches Gebetsbuch", sagte Kramer zu dem Vorfall vom Mittwoch. Die Polizei ermittle wegen "wechselseitiger Bedrohung", sagte ein Polizeisprecher, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, sprach von einem "Akt von Fremdenfeindlichkeit". Er verurteilte die Tat und kritisierte, dass die Ermittler im Fall des Rabbiners die Täter bisher noch nicht gefasst hätten. Die Polizei äußerte sich nicht dazu, ob der Angriff auf Kramer einen antisemitischen Hintergrund hatte.

Kramer zeigte seine Waffe

Berichte, wonach Kramer nach der verbalen Attacke eine Waffe gezückt und den Täter bedroht hat, bestätigten sich nicht. Auch Kramer wies das zurück. "Ich habe die Waffe nicht mal angefasst." Er trage seit mindestens acht Jahren legal eine Pistole zum eigenen Schutz, aber auch in seiner Funktion als Sicherheitsbeauftragter des Zentralrates der Juden. Er sei zuständig für den Schutz von Personen und Objekten der Organisation. "Ich habe eine Waffenberechtigung", erklärte er.

Als der Täter ihn anpöbelte, habe er dem Mann gesagt, dass er die Pistole dabeihabe und seine Jacke beiseitegeschoben, um dem Angreifer die Waffe zu zeigen. Damit habe er verhindern wollen, dass die Situation eskaliere, sagte Kramer.

Am Mittwoch war der höchste jüdische Feiertag, Jom Kippur. An diesem Tag der Reue, Buße und Umkehr erhoffen sich Gläubige die Vergebung ihrer Sünden. An Jom Kippur dauert der Gottesdienst den ganzen Tag. Die Betenden tragen weiße Kleidung und eine weiße Kopfbedeckung.

Überfall auf Rabbiner

Erst Ende August war ein Rabbiner in Berlin angegriffen worden. Der Fall hatte nicht nur bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Israel verurteilte den Angriff scharf. Der 53-Jährige war vor den Augen seiner Tochter von Jugendlichen geschlagen und antisemitisch beleidigt worden. Die Polizei vermutet, dass die Täter arabische Wurzeln haben.

Quelle: ntv.de, dpa

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