"Knieschussattentate" Monika Harms erhebt Anklage
31.07.2007, 17:03 UhrGeneralbundesanwältin Monika Harms hat beim Oberlandesgericht Stuttgart Anklage gegen ein früheres mutmaßliches Führungsmitglied der terroristischen "Revolutionären Zellen" (RZ) erhoben. Der Angeschuldigte habe mindestens von Sommer 1976 bis 1994 den RZ angehört und sei ab 1983/84 vor allem in der Berliner RZ "eine der dominierenden Persönlichkeiten" gewesen, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Der 59-Jährige hatte sich laut Bundesanwaltschaft den Ermittlungsbehörden freiwillig gestellt und war am 4. Dezember 2006 vorläufig festgenommen worden. Der gegen den Mann bestehende Haftbefehl war unter Auflagen außer Vollzug gesetzt worden.
Der Angeschuldigte soll sich für zwei im Rahmen der "Flüchtlingskampagne" der Berliner RZ verübte Anschläge "nachhaltig eingesetzt" und an der Herstellung der entsprechenden Bekennerschreiben mitgewirkt haben. Bei den Anschlägen hatte es sich laut Bundesanwaltschaft am 28. Oktober 1986 um die Schusswaffen-Attentate auf den damaligen Leiter der Berliner Ausländerbehörde, Harald Hollenberg und am 1. September 1987 auf den Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht, Karl Günther Korbmacher, gehandelt. Beide Männer hätten durch die "Knieschussattentate" schwere Verletzungen an den Beinen erlitten.
Im Gegensatz zur kaderförmigen "Rote Armee Fraktion" (RAF) agierten die Zellen, die manchmal nur aus drei Aktivisten bestanden, nach Angaben der Ermittlungsexperten relativ eigenständig. Als "Feierabendterroristen" seien viele tagsüber normalen Beschäftigungen nachgegangen und hätten mit ihren Aktionen an aktuelle politische Diskussionen angeknüpft, hieß es. Ziel der RZ ist es laut Bundesanwaltschaft gewesen, mit Hilfe schwerer Schusswaffen-, Brand- und Sprengstoffanschläge die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik gewaltsam zu verändern. Die RZ habe sich zu 186 Anschlägen bekannt, von denen mindestens 40 in Berlin und Umgebung erfolgt seien, hieß es in Karlsruhe.
Quelle: ntv.de