"Tod den Schwulen" Moskau räumt auf
27.05.2007, 10:50 UhrDie russische Polizei hat am Sonntag zahlreiche Homosexuelle bei einer Kundgebung festgenommen. Die Demonstranten wollten dem Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow eine Petition überreichen, in der internationale Politiker eine Genehmigung der geplanten Homosexuellen-Parade forderten. Etwa 20 Menschen wurden nach übereinstimmenden Angaben von Organisatoren und Polizei vorübergehend auf Polizeiwachen gebracht.
Vor dem Amtssitz Luschkows griffen Nationalisten und militante Orthodoxe die Homosexuellen an, schmissen Eier auf sie und riefen "Tod den Schwulen". Schon am Vortag hatten einige Gruppen im Moskauer Stadtzentrum lautstark gegen Homosexuelle gewettert. "Das ist ein sehr gefährliches Land, wenn du schwul bist. Aber wir werden nicht aufgeben, bis sie uns unsere Rechte zugestehen", sagte ein junger Teilnehmer der Kundgebung, der sich als Alexej ausgab.
Zur Unterstützung der Schwulen und Lesben waren Politiker und Künstler aus dem Ausland eingereist. Neben dem Sänger Richard Fairbrass von der Gruppe "Right Said Fred" war etwa der Grünen-Politiker Volker Beck in Moskau. Er wurde ebenfalls vorübergehend festgenommen. Insgesamt sei er von den russischen Beamten etwa eine Stunde festgehalten worden, berichtete ein Fraktionssprecher in Berlin. Konkrete Vorwürfe seien bei der Festnahme nicht erhoben worden. "Angeblich wollte uns die Polizei schützen. Mir ist aber nicht klar, warum das gegen meinen Willen geschehen sollte und warum mein Pass mit Video abgefilmt wurde", sagte Beck nach seiner Freilassung.
Die Grünen haben indes von der Bundesregierung einen verstärkten Einsatz für die Wahrung bürgerlicher Freiheiten in Russland gefordert. Claudia Roth sagte: "Wir fordern Angela Merkel auf, die systematischen Menschenrechtsverletzungen in Putins 'lupenreiner Demokratie' zum Thema beim bevorstehenden G8-Gipfel zu machen und mit deutlichen Worten die Einhaltung elementarer Grund- und Menschenrechte in Russland einzufordern".
Homosexualität ist in Russland zwar seit 1993 legalisiert. Allerdings werden Lesben und Schwule im Alltag oft diskriminiert und angegriffen. Luschkow selbst sprach von der geplanten Parade als "satanischem Akt". Der Marsch war auch im letzten Jahr verboten worden. Als die Homosexuellen trotzdem durch die Stadt zogen, wurden sie von Sicherheitskräften, militanten orthodoxen Christen und Neonazis attackiert.
Quelle: ntv.de