Ägypten vor unruhigen Wochen Mursi-Prozess startet mit Zusammenstößen
04.11.2013, 10:06 Uhr
Ein Mursi-Getreuer in Kairo - die Lage in der Hauptstadt ist angespannt.
(Foto: REUTERS)
Begleitet von Protesten beginnt der Prozess gegen den abgesetzten ägyptischen Präsidenten Mursi. Gefolgsleute des Islamisten versammeln sich vor der Polizeiakademie in Kairo, in der sich Mursi und 14 Mitangeklagte wegen Anstiftung zur Gewalt verantworten müssen.
Vier Monate nach seinem Sturz ist Ägyptens Ex-Präsident Mohammed Mursi bei einem Tribunal in Kairo eingetroffen, vor dem er sich wegen des Todes von Demonstranten verantworten muss. Mursi wurde mit einem Hubschrauber zum Gericht geflogen. Der Ex-Präsident ist wegen "Anstiftung zum Mord" angeklagt, ihm droht die Todesstrafe.
Bei dem Prozess in einer Polizeiakademie in Kairo geht es um den Tod von mindestens sieben Demonstranten bei Protesten gegen Mursi im Dezember 2012. Der damalige Staatschef soll seine Anhänger zu Gewalt gegen seine Gegner angestachelt haben. 14 weitere Angeklagte stehen mit ihm vor Gericht, darunter Führungskader der islamistischen Muslimbrüder.
Der erste frei gewählte Präsident Ägyptens erkennt das Gericht nicht an und will sich auch nicht von Anwälten vertreten lassen. Er wirft dem Militär einen "Staatsstreich" vor, weil es ihn am 3. Juli entmachtete und seitdem an einem geheimen Ort gefangen hält.
Der Prozess gegen Mursi, der aus den Reihen der Muslimbrüder kommt, droht die Spannungen im Land erneut anzuheizen. Vorsorglich hatte das Innenministerium 20.000 Polizisten in Bereitschaft versetzt, um den Gerichtssaal im Kairoer Stadtteil Tora zu sichern. Die Organisation Amnesty International beurteilte den Prozess als "Test", ob die vom Militär eingesetzte Übergangsregierung die Menschenrechte respektiert. Amnesty forderte die Justiz insbesondere auf, Mursi zu ermöglichen, vor dem Tribunal zu sprechen und die gegen ihn vorgelegten Beweise anzufechten.
Vor dem Gericht versammelten sich hunderte Gefolgsleute des Angeklagten. Auf einem Transparent steht geschrieben "Der Wille des Volks wurde vergewaltigt". Laut lokaler Medien gab es auch bereits erste Krawalle und Zusammenstöße mit Mursi-Gegnern.
Einem Sohn des früheren Präsidenten wurde vorher verboten, das Land zu verlassen. Osama Mursi habe nach Malaysia fliegen wollen, berichtete ein Informant am Flughafen. An der Passkontrolle sei ihm jedoch die Ausreise verweigert worden. Beobachter vermuten, dass dadurch verhindert werden soll, dass Osama Mursi vom Ausland aus eine Kampagne zur Unterstützung seines Vaters organisiert. Der Sohn von Mursi steht politisch hinter seinem Vater und den Zielen der Muslimbruderschaft.
Quelle: ntv.de, dpa