Russe hinterlässt kleine Tochter Kiew will Vergewaltiger einer Vierjährigen identifiziert haben
17.03.2023, 12:13 Uhr (aktualisiert)
Schüler halten Ehrenwache an der Gedenktafel für Jewgeni Tschernoknishnyj. Der russische Soldat soll zusammen mit einem Kameraden mehrere Frauen in der Ukraine vergewaltigt haben.
(Foto: Meduza.io / Verwaltung des Stadt Kuwandyk)
In den ersten Wochen des Krieges in der Ukraine sollen zwei russische Soldaten in der Region Kiew mehrere Frauen und Kinder vergewaltigt haben - darunter eine Vierjährige. Die beiden Russen sollen inzwischen tot sein. Menschenrechtlern zufolge wird einer der Männer in seiner Heimat als Held gefeiert.
Die Strafverfolgungsbehörden in der Ukraine haben zwei russische Soldaten beschuldigt, im März vergangenen Jahres in der Region Kiew mehrere Frauen, Jugendliche und ein vierjähriges Mädchen vergewaltigt zu haben. Die beiden Männer sollen Medienberichten zufolge bereits tot sein.
Die zwei Scharfschützen im Alter von 32 und 28 Jahren sollen am 13. März 2022 in einem besetzten Dorf unweit der Stadt Browary in ein Haus eingedrungen sein, in dem ein Ehepaar mit seiner Tochter lebte, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Dokumente der ukrainischen Staatsanwaltschaft, die die Journalisten nach eigenen Angaben einsehen konnten. Demnach schlugen die beiden betrunkenen Soldaten den Familienvater nieder und zwangen ihn, dabei zuzusehen, wie sie seine Frau vergewaltigten. Danach soll einer der Soldaten in Anwesenheit des Ehepaars auch dessen vierjährige Tochter sexuell missbraucht haben. Dabei soll er gesagt haben, er werde "eine Frau aus ihr machen", heißt es in Unterlagen der Staatsanwaltschaft laut dem Reuters-Bericht.
Am selben Tag sollen die beiden Russen in einem weiteren Haus eine Schwangere und eine Jugendliche sowie in einem dritten Haus eine Mutter und deren minderjährige Tochter vergewaltigt haben. Nach Angaben von Reuters waren die minderjährigen Opfer 15 und 17 Jahre alt. Die Berichte können nicht unabhängig überprüft werden.
UN berichteten bereits im Herbst über den Fall
Der Fall des Missbrauchs an der Vierjährigen wurde bereits im Herbst vergangenen Jahres in zwei Berichten der Vereinten Nationen geschildert. Demnach sei das Mädchen zum Oralsex gezwungen worden. Auf der Münchener Sicherheitskonferenz im Februar hatte US-Vizepräsidentin Kamala Harris von Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesprochen, die russische Soldaten in der Ukraine begangen hätten. Dabei erwähnte sie auch den Missbrauch an der Vierjährigen in der Region Kiew, wobei sie sich auf die UN-Berichte bezog.
Nach dem Reuters-Bericht machte das russische Exil-Medium "Meduza" darauf aufmerksam, dass die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft Anfang März dieses Jahres Anklageschriften gegen die beiden russischen Soldaten veröffentlicht hatte. In diesen Dokumenten, die von der ukrainischen Nationalpolizei ausgestellt wurden, werden die Namen der beiden mutmaßlichen Kriegsverbrecher genannt. Demnach handelt es sich um Wadim Schachmatow und Jewgeni Tschernoknishnyj. Beide Männer waren laut ukrainischer Polizei Scharfschützen in der 15. mechanisierten Infanterie-Brigade, die in der Region Samara rund 1000 Kilometer östlich von Moskau stationiert ist.
Mutmaßlicher Vergewaltiger posthum mit Tapferkeitsorden ausgezeichnet
Laut dem Reuters-Bericht sind beide inzwischen tot. Schachmatow sei in der Ukraine gestorben, heißt es im Reuters-Artikel unter Berufung auf Dokumente der Staatsanwaltschaft. Über den Tod Tschernoknishnyjs berichteten im April vergangenen Jahres russische Propaganda-Medien, wie die ukrainische NGO "Media Initiative for Human Rights" feststellte. Demnach wurde er mit militärischen Ehren beigesetzt. Im Oktober schrieb das russische Nachrichtenportal Orenday zudem, dass Tschernoknishnyj posthum mit einem Tapferkeitsorden ausgezeichnet wurde. In einer Schule in seinem Heimatdorf Tschebotarewo in der Region Orenburg sei zudem eine Gedenktafel errichtet worden.
Die ukrainischen Aktivisten machten in russischen sozialen Medien auch Accounts ausfindig, die mutmaßlich Schachmatow gehörten. Auf einem der Fotos ist demnach Schachmatow zusammen mit Tschernoknishnyj zu sehen. Darunter gepostet ist ein Lied mit den Worten "Seid ihr bereit, Nazis? Die 15. ist im Einsatz". Der Kreml behauptet, Russland kämpfe in der Ukraine gegen "Nazis"; mit der "15." ist vermutlich die Infanterie-Brigade gemeint, in der die beiden Männer dienten.
Nach Angaben in den sozialen Medien war Schachmatow verheiratet und hatte eine siebenjährige Tochter. Laut der Anklageschrift der ukrainischen Behörden war es Schachmatow, der im März 2022 in der Region Kiew die Vierjährige missbraucht, während Tschernoknishnyj deren Eltern festgehalten haben soll.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 15. März 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, uzh