Gaddafi ist es leid NATO überlegt sich neue Strategie
25.05.2011, 16:14 UhrUS-Präsident Obama und der britische Premier Cameron schließen einen Bodeneinsatz in Libyen kategorisch aus, obgleich die NATO-Angriffe bislang nur begrenzte Wirkung gezeigt hätten. Niemals würden US-Soldaten "den Stiefel auf den Boden" Libyens setzten, so Obama. Hinter den Kulissen heißt es, dass Staatschef Gaddafi es leid sei, einen Bürgerkrieg zu führen. Es werde für ihn nach einer Exit-Strategie gesucht.
US-Präsident Barack Obama hat eine nur "begrenzte" Wirkung der NATO-Luftangriffe gegen Libyen eingeräumt. Während seines Staatsbesuchs in Großbritannien äußerte Obama in London aber zugleich die Erwartung, dass ein "langsamer, beständiger Prozess" den libyschen Machthaber Muammar el Gaddafi zum Rücktritt zwingen werde. Dafür müssten aber die libyschen Rebellen die Verantwortung übernehmen.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz sprachen sich Obama und der britische Premierminister David Cameron übereinstimmend dafür aus, die NATO-Angriffe beharrlich fortzusetzen. Die NATO hatte am Dienstag mit den schwersten Angriffen auf die libysche Hauptstadt Tripolis seit Beginn des Militäreinsatzes begonnen.
Der Einsatz unter der Führung Frankreichs, Großbritanniens und den USA soll dem Schutz der Zivilbevölkerung vor gewaltsamen Übergriffen der Gaddafi-Truppen dienen. Nach Angaben des französischen Außenministers Alain Juppe soll der Einsatz sein Ziel binnen Monaten erreichen. Kritiker fürchten aber, dass er sich in die Länge ziehen und das Militärbündnis in einen Bürgerkrieg verwickeln könnte, ohne dass Gaddafi auf absehbare Zeit zurücktritt.

Gaddafis Truppen hatten eine katholische Kirche unweit von Misrata als Militärlager entweiht.
(Foto: AP)
Russland kritisierte die jüngsten NATO-Angriffe. Es handle sich um "eine weitere schwere Verletzung der Resolutionen 1970 und 1973 des UN-Sicherheitsrates", teilte das russische Außenministerium mit. Die Luftangriffe könnten die Auseinandersetzung zwischen der libyschen Regierung und den Aufständischen nicht beenden. Durch die Angriffe bestehe zudem die Gefahr, dass sich die Haltung der libyschen Regierung noch verhärte. Auch führten die Luftangriffe zu weiterem Leid für die Zivilbevölkerung.
Thema bei G8-Gipfel
Unterdessen wurden die diplomatischen Bemühungen für eine Lösung verstärkt. Die sieben führenden Industrienationen und Russland (G8) wollen bei ihrem Treffen diese Woche über einen Ausweg aus der Krise beraten. Es wird erwartet, dass Russland einen Vermittlungsvorschlag vorlegen wird.
Exit-Strategie für Gaddafi
Im südafrikanischen Rundfunk wurde unter Berufung auf libysche Kreise zudem berichtet, Präsident Jacob Zuma werde nächste Woche nach Tripolis reisen, um dort über eine Exit-Strategie für Gaddafi zu beraten. Zumas erster Vermittlungsversuch im April war allerdings gescheitert. Die Rebellen hatten damals nicht geglaubt, dass Gaddafi sich an die Abmachungen halten würde.
Die französische Zeitung "France Soir" berichtete, Gaddafi sei es leid, einen Bürgerkrieg zu führen unter ständigem Beschuss durch die NATO. Er würde zurückgetreten, vorausgesetzt er dürfe in Libyen bleiben. Dem Bericht zufolge laufen hinter den Kulissen seit Wochen Gespräche mit Vertretern aus westlichen Ländern, darunter Frankreich. Öffentlich hat Gaddafi mehrfach gesagt, er werde bis zum Tod weiterkämpfen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AP