Gaddafi: Familie nicht geflohen NATO zerstört Kriegsschiffe
20.05.2011, 17:02 Uhr
Im Hafen von Tripolis wurden mehrere Schiffe getroffen.
(Foto: AP)
Die internationale Militärallianz setzt ihre Luftangriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis fort und zerstört dabei nach eigenen Angaben acht Kriegsschiffe. Auch aus der Stadt werden Explosionen gemeldet. Derweil sorgen Berichte für Verwirrung, eine Frau des libyschen Diktators sei ins Ausland geflohen. Das Regime bestreitet die Meldung.
Die NATO hat bei Luftangriffen in Libyen nach eigenen Angaben acht Kriegsschiffe von Machthaber Muammar al-Gaddafi zerstört. Die Angriffe seien gegen die Häfen von Tripolis, El Chums und Sirte geflogen worden, teilte das Militärbündnis mit. Angesichts der zunehmenden Aktivitäten der libyschen Marine habe die NATO keine andere Wahl gehabt, als "entscheidende Aktionen" zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung und der NATO-Kräfte zu Meer zu unternehmen, erklärte Admiral Russ Harding.
Alle Ziele der NATO seien militärischer Art und stünden in direktem Zusammenhang mit den "systematischen Angriffen des Gaddafi-Regimes gegen das libysche Volk". Alle attackierten Schiffe seien Kriegsschiffe gewesen. Die libysche Marine habe in den vergangenen Wochen zahlreiche Minen ausgelegt und zunehmend Gewalt angewandt. Dies habe die Lieferungen humanitärer Hilfe für die Bevölkerung sowie die NATO-Truppen gefährdet.
NATO-Kampfflugzeuge hatten am späten Donnerstagabend damit begonnen, Angriffe auf Ziele in Tripolis zu fliegen. Auch in den frühen Morgenstunden waren Explosionen zu hören. Tripolis ist seit Wochen beinahe täglich das Ziel von Luftangriffen der NATO. Die Lufteinsätze hatten am 19. März begonnen, seit Ende März stehen sie unter dem Kommando der NATO.
Gerüchte über Gaddafis Familie
Unterdessen wies Gaddafis Sprecher Mussa Ibrahim Angaben von US-Außenministerin Hillary Clinton zurück, wonach Gaddafis Frau und Tochter nach Tunesien geflohen seien. Sowohl Gaddafis Frau Safia als auch seine Tochter Aischa seien noch in Tripolis. Clinton hatte im US-Fernsehsender CBS gesagt, die beiden Frauen seien in den vergangenen zwei Tagen nach Tunesien geflohen. Das zeige, wie sehr der Druck auf Gaddafi zugenommen habe. Auch der Ölminister des Landes habe sich abgesetzt. Am Dienstag war bereits aus tunesischen Regierungskreisen verlautet, Ölminister Schukri Ghanem habe sich nach Tunesien abgesetzt.
Am Donnerstagabend hatte US-Präsident Barack Obama in einer Rede zu den Umwälzungen in der arabischen Welt betont, auch Gaddafi werde nicht mehr lange an der Macht bleiben. In seiner mit Spannung erwarteten Ansprache sagte Obama, die Zeit arbeite gegen Gaddafi. "Er hat keine Kontrolle über sein Land. Die Opposition hat einen legitimen und glaubwürdigen Übergangsrat gebildet." Jahrzehnte der Provokation würden enden und ein Übergang zur Demokratie werde folgen, wenn Gaddafi gehe oder aus dem Amt gedrängt werde. Dass dies geschehen werde, sei "unausweichlich". Ein Vertreter des Übergangsrates der libyschen Rebellen begrüßte Obamas Äußerungen.
Libyen wies die Äußerungen Obamas zurück. Der US-Präsident glaube den Lügen seiner Regierung und der Medien, erklärte Regierungssprecher Ibrahim. "Nicht Obama, sondern das libysche Volk entscheidet darüber, ob Muammar Gaddafi Libyen verlässt." Die Regierung wiederholte ihr Angebot eines Waffenstillstandes. Die Gaddafi ergebenen Truppen seien zum Rückzug aus den Städten bereit, wenn die Rebellen die Waffen niederlegten. Die Aufständischen lehnen das ab. Die Kämpfe am Boden sind seit Wochen festgefahren.
Patt im Bürgerkrieg
Die NATO fing unterdessen einen Frachter ab, der möglicherweise Treibstoff für Gaddafis Truppen liefern sollte. Es gebe Grund zu der Annahme, dass der Treibstoff an Bord des unter der Flagge Maltas fahrenden Frachters zu militärischen Zwecken hätte eingesetzt werden sollen und damit eine Bedrohung für die Zivilbevölkerung darstelle, sagte ein NATO-Verantwortlicher. Der Frachter sei untersucht worden und liege nun vor Anker, die Besatzung warte auf Anweisungen vom Schiffseigner.
Im libyschen Bürgerkrieg ist es zuletzt zu einem Patt zwischen den Truppen von Machthaber Gaddafi und den Rebellen gekommen. Die NATO soll nach einer UN-Resolution die libysche Bevölkerung schützen und darf dafür eine Flugverbotszone durchsetzen. Die Führung in Tripolis bestreitet nach wie vor Angriffe auf Zivilisten. Man gehe gegen bewaffnete Banden und Extremisten der Al-Kaida vor.
Quelle: ntv.de, AFP/rts