Nahverkehr ruht am Freitag NRW massiv betroffen
21.02.2008, 16:47 UhrMit Warnstreiks haben die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes den Betrieb in zahlreichen Kindertagesstätten lahmgelegt. Mehrere hundert Kitas in verschiedenen Bundesländern blieben geschlossen. Die Eltern mussten sich um andere Betreuungsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs kümmern. Warnstreiks gab es wegen des laufenden Tarifkonflikts auch in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes. Am Freitag wollen die Gewerkschaft ver.di und die dbb Tarifunion sich vor allem auf den öffentlichen Nahverkehr konzentrieren.
Am Freitag steht der Nahverkehr
So soll mit einem massiven Warnstreik in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens der öffentliche Nahverkehr lahmgelegt werden. Ver.di rechnet mit mehr als 10.000 Teilnehmern. "Das wird eine große Geschichte", sagte ver.di-Sprecher Jörg Verstegen in Düsseldorf. Die Arbeit werde von 3.00 Uhr an niedergelegt.
Ganztägige Warnstreiks sind in Düsseldorf, Dortmund, Krefeld, Mönchengladbach und Herne geplant. In Köln sollen bis zum Mittag keine Busse und Bahnen fahren. Nach Angaben der Verkehrsbetriebe wird in Bochum und Essen bis 15.00 Uhr alles stillstehen, in Duisburg bis 11.00 Uhr.
Längerer Arbeitskampf droht
Mit den Protestaktionen machen die Gewerkschaften Druck auf die Arbeitgeber, bei der nächsten Runde der Tarifverhandlungen am kommenden Montag in Potsdam ein neues Angebot vorzulegen. Bislang bieten Bund und Kommunen für die etwa 1,3 Millionen Tarifangestellten fünf Prozent - allerdings in drei Schritten und verteilt auf zwei Jahre. Zudem soll die Wochenarbeitszeit wieder verlängert werden. Ver.di und die dbb Tarifunion fordern acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro im Monat. Sie drohen bereits mit einem Arbeitskampf.
Ver.di-Chef Frank Bsirske bezeichnete das bisherige Angebot der Arbeitgeber als "Zumutung". "Die Arbeitszeitverlängerung bei 3,4 Millionen Arbeitslosen ist der Weg in die falsche Richtung", sagte er bei einer Kundgebung in Mannheim. Der Aufschwung müsse bei den Beschäftigten ankommen und "nicht nur bei den Aktionären und Kapitalbesitzern, die es lohnen mit Steuerflucht". Die Stimmung in den Betrieben sei aufgeladen. "Die Leute wollen es jetzt wissen. Es reicht ihnen." Viele Menschen empfänden es als ungerecht, "dass die da oben den Hals nicht vollkriegen, aber kein Problem damit haben, denen unten Lohnverzicht und Mäßigung zu predigen". Eine deutliche Lohnerhöhung sei notwendig. "Wir werden jedes ernst gemeinte Angebot prüfen."
Dbb-Verhandlungsführer Frank Stöhr sagte den "Stuttgarter Nachrichten", die Streikkasse sei für einen langen Arbeitskampf gefüllt. "Geldmangel wird uns nicht zum Einknicken zwingen."
Massiv Kitas betroffen
Nach ver.di-Angaben legten am Donnerstag 27.000 Bedienstete in Niedersachsen, Bremen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg die Arbeit nieder. Erstmals wurden auch Berlin und Sachsen in die Warnstreiks einbezogen. Betroffen waren Tausende Kindertagesstätten, Entsorgungsbetriebe, Stadt- und Kreisverwaltungen sowie Bürger- und Ordnungsämter. In Chemnitz wurden zeitweise keine Strafzettel an Verkehrssünder verteilt.
Die meisten Aktionen liefen in Nordrhein-Westfalen. Dort beteiligten sich laut ver.di 5500 Bedienstete an den Warnstreiks. Knapp 700 Kitas waren betroffen. In Köln trugen Gewerkschafter Plakate mit der Aufschrift "Wir haben keine Konten in Liechtenstein, darum müssen's 8 Prozent sein". Sie spielten damit auf die Affäre um Steuerhinterziehungen an. In Niedersachsen und Bremen legten 4600 Beschäftigte vorübergehend die Arbeit nieder, darunter 3000 Erzieherinnen und Putzfrauen von Kindertagesstätten.
Bei einer Kundgebung in Berlin sprachen die Gewerkschaften von einer höheren Beteiligung als erwartet. "Die Streikbilanz sieht gut aus", sagte der.di-Landesbezirksfachleiter Werner Roepke. Mit 4000 Teilnehmern habe man gerechnet. "Wir sind jetzt mehr als 5000." Etwa die Hälfte der kommunalen Kindertagesstätten seien geschlossen, in der anderen Hälfte sei die Betreuung durch Notdienste aufrechterhalten worden.
Quelle: ntv.de