Politik

Welternährungsgipfel Nahrung kontra Biosprit

Nach zähen Verhandlungen ist der Welternährungsgipfel in Rom am Donnerstagabend ohne bahnbrechende Ergebnisse zu Ende gegangen. In der Abschlusserklärung der Konferenz verpflichteten sich die über 180 Teilnehmerstaaten zwar dazu, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Leiden von Millionen hungernder Menschen zu lindern, die Nahrungsmittelproduktion anzukurbeln und mehr Geld in die Landwirtschaft zu investieren - jedoch fehlt es in dem Dokument an konkreten und verbindlichen Schritten. Zuvor hatte sich die Veröffentlichung der Erklärung immer wieder verzögert, weil sich die Teilnehmer - vor allem Argentinien und Kuba - zunächst nicht auf einen endgültigen Wortlaut einigen konnten.

Im Kampf gegen die steigenden Nahrungsmittelpreise wollen die Teilnehmerländer Handelsschranken abbauen, die landwirtschaftliche Produktion steigern und die Möglichkeiten des Biotreibstoffs untersuchen. Besonders um den letzten Punkt war zuvor stundenlang gerungen worden. Auf der Konferenz prallten unterschiedliche Auffassungen in der Frage aufeinander, inwieweit die wachsenden Anbauflächen für Biokraftstoffe auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion gehen. Nötig sei es, sich mit den "Herausforderungen und Möglichkeiten" von Biokraftstoffen zu befassen. Dazu müssten Studien durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass Produktion und Verwendung der Biokraftstoffe nachhaltig seien.

"Nahrung kein Instrument für politischen Druck"

"Wir wiederholen noch einmal, dass es inakzeptabel ist, dass in der Welt heute noch 862 Millionen Menschen unterernährt sind", heißt es in dem vierseitigen Abschlussdokument des Gipfels. Die Unterzeichner betonen weiter, dass sowohl sofortige als auch mittel- und langfristige Maßnahmen nötig sind, um der Krise zu begegnen. "Wir rufen alle Geberländer und das System der Vereinten Nationen dazu auf, ihre Hilfe für Entwicklungsländer zu verstärken, besonders in den am wenigsten entwickelten und am meisten von den hohen Nahrungsmittelpreisen betroffenen Ländern."

Es müsse gesichert werden, dass der Handel mit Lebensmitteln und Agrargütern dazu beitrage, Nahrungssicherheit für alle zu fördern. "Um dieses Ziel zu erreichen, bestätigen wir erneut die Notwendigkeit, den Gebrauch von restriktiven Maßnahmen, die internationale Preiserhöhungen verursachen können, zu minimieren." Gleichzeitig wiederholten die Teilnehmer das bereits 1996 beschlossene Ziel, die Zahl unterernährter Menschen bis 2015 zu halbieren. Nahrung dürfe kein "Instrument für politischen und wirtschaftlichen Druck" sein. Wie aus Konferenzkreisen verlautete, verteidigten reiche Länder wie die USA ihre Agrarsubventionen gegen Kritik armer Staaten. Die Themen werden auch den G8-Gipfel im Juli in Japan beschäftigen.

Hilfsorganisationen kritisieren "Mutlosigkeit"

Bereits am Morgen hatten die in der Hungerhilfe engagierten Organisationen die "Mutlosigkeit" des dreitägigen Gipfeltreffens scharf kritisiert. Die Schlusserklärung löse das Problem des weltweiten Hungers nicht, klagten regierungsunabhängige Organisationen. Nur die "Verpflichtungen der Vergangenheit" seien darin aufgenommen, die Krisenbewältigung werde an die Task Force von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon delegiert, ohne dass Regierungen direkt eingebunden würden. Auch die Welthungerhilfe kritisierte, "dass der Gipfel ohne verbindliche Vereinbarung zur Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume" zu Ende gegangen sei.

Soforthilfe gegen den Hunger

Jedoch gab es bei dem Gipfel auch erste Hilfszusagen: Donald Kaberuka, Chef der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), kündigte an, sein Institut werde eine Milliarde Dollar (647 Millionen Euro) für die Landwirtschaft in den am schlimmsten betroffenen Gebieten zur Verfügung stellen. Bereits am Mittwoch hatte die Islamische Entwicklungsbank (IDB) weitere 1,5 Milliarden Dollar (knapp 970 Millionen Euro) versprochen.

Quelle: ntv.de

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