Serben wählen Präsidenten Nationalist Nikolic vorn
20.01.2008, 21:20 UhrDie erste Runde der Präsidentenwahl in Serbien hat der extreme Nationalist Tomislav Nikolic gewonnen. Der Führer der oppositionellen Radikalen gewann am Sonntag 39,5 Prozent der Stimmen, berichtete die Wahlforschungsgruppe Cesid in Belgrad nach Schließung der Wahllokale in ersten Hochrechnungen.
Der amtierende Staatspräsident Boris Tadic kam danach mit 35,3 Prozent auf den zweiten Platz. Alle anderen sieben Mitbewerber spielten weit abgeschlagen keine Rolle. Weil weder Nikolic noch Tadic die vorgeschriebene absolute Mehrheit erreichten, wird der Sieger in einer Stichwahl am 3. Februar ermittelt.
Die Wahlbeteiligung überraschend hoch. Bis kurz vor Schließung der Wahllokale gaben 58 Prozent der 6,5 Millionen Berechtigten und damit deutlich mehr als von Experten erwartet ihre Stimme ab. Dies lässt Fachleuten zufolge darauf schließen, dass viele liberale Wähler, die normalerweise politisch inaktiv sind, einen Wahlsieg des Ultranationalisten Tomislav Nikolic und damit einen Stopp der Reformen im Land sowie einen schwierigeren Weg Serbiens in die EU fürchten.
Im nach Unabhängigkeit strebenden Kosovo strömte vermutlich die serbische Minderheit in Scharen an die Urnen, um für den Nationalisten Nikolic zu stimmen. Dagegen wurde erwartet, dass sich die Bevölkerungsmehrheit der Kosovo-Albaner kaum an der Wahl beteiligt. Die politische Führung des Kosovo will die Unabhängigkeit der südserbischen Provinz ausrufen, dürfte mit diesem Schritt jedoch bis nach der erwarteten Stichwahl am 3. Februar warten.
Sowohl Präsident Tadic als auch sein Rivale Nikolic lehnen eine Abspaltung der Provinz ab. Die Mehrheit der EU-Staaten würde dagegen eine Souveränität des Kosovo anerkennen.
Quelle: ntv.de