Wieder tote Zivilisten in Afghanistan Nato-Bomben töten Familie
27.05.2012, 16:37 UhrWieder werfen die Afghanen der Nato vor, Zivilisten getötet zu haben. Diesmal soll eine ganze Familie bei einem fehlgeleiteten Bombardement ausgelöscht worden sein. Die Nato untersucht die Vorwürfe. Sie hat selber vier tote Soldaten bei Anschlägen zu beklagen.

Nach Nato-Angaben wurde die Luftunterstützung infolge eines Angriffs von Aufständischen angefordert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bei einem Nato-Luftangriff in der ostafghanischen Provinz Paktia sind nach Angaben der Provinzregierung acht Zivilisten getötet worden, darunter sechs Kinder. Die beiden Eltern und alle ihre Kinder seien ums Leben gekommen, als ihr Haus in der Nacht bombardiert worden sei, sagte der Sprecher des Provinzgouverneurs, Rohullah Samun. Es sei unklar, was das Ziel des Angriffs gewesen sei.
Ein Sprecher der Nato-geführten Schutztruppe Isaf sagte, Isaf-Bodentruppen seien zur fraglichen Zeit in Paktia von einer großen Anzahl Aufständischer angegriffen worden und hätten Luftunterstützung angefordert und erhalten. Man prüfe, ob zwischen den Gefechten und den Vorwürfen über zivile Opfer ein Zusammenhang bestehe. Zivile Opfer bei Isaf-Operationen haben zwar abgenommen, sorgen aber immer noch für großen Unmut bei den Afghanen. Der afghanische Präsident Hamid Karsai ordnete eine Untersuchung an.
Die Isaf teilte mit, bei mehreren Sprengstoffanschlägen am Vortag seien im Süden des Landes vier ihrer Soldaten getötet worden. Zur Nationalität machte die Schutztruppe wie üblich keine Angaben. Die Isaf teilte weiter mit, bei einem Einsatz in der nordafghanischen Provinz Kundus seien mehrere Taliban-Kämpfer getötet worden. In Kundus ist auch die Bundeswehr stationiert. Bei Einsätzen in anderen Landesteilen wurden nach Isaf-Angaben mehrere Aufständische gefangen genommen.
130 Schülerinnen verletzen sich bei Giftgasanschlag
An einer Mädchenschule in Nordafghanistan kam es unterdessen erneut zu einem mutmaßlichen Anschlag mit giftigem Gas. Rund 45 Schülerinnen in der nordafghanischen Provinzhauptstadt Talokan seien mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Sprecher der Bildungsbehörde der Provinz Tachar. Er machte die Taliban für die Tat verantwortlich, die das zurückwiesen.
Es ist bereits der zweite Vorfall dieser Art an der Mädchenschule in dieser Woche und der dritte in der Provinz in diesem Monat. Schon am Mittwoch hatten an der Mädchenschule 130 Schülerinnen und drei Lehrerinnen nach offiziellen Angaben giftige Gase eingeatmet und waren anschließend ins Krankenhaus gebracht worden.
Unterdessen gibt es nach Angaben des afghanischen Außenministers Salmai Rassul keine Fortschritte bei der Suche nach einer politischen Lösung im Konflikt in Afghanistan. "Wir haben den Prozess begonnen, aber wir sind noch nicht in greifbare Verhandlungen (mit den Taliban) eingetreten", sagte er.
Quelle: ntv.de, dpa