Politik

Kandidat gefunden Naumann tritt für SPD an

Der frühere Kulturstaatsminister und Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit", Michael Naumann, soll die Hamburger SPD aus der Krise führen. Die Findungskommission der Partei beschloss am Mittwoch einstimmig, dass der 65-Jährige die Spitzenkandidatur zur Bürgerschaftswahl 2008übernehmen und gegen CDU-Bürgermeister Ole von Beust antreten soll. Zugleich habe sich das Gremium ebenfalls einstimmig auf SPD-Fraktionsvize Ingo Egloff als neuem Parteichef verständigt. Das letzte Wort hat ein Landesparteitag am 24. März.

Neumann will sich nach eigener Aussage aus Sorge um die Zukunft der SPD als Spitzenkandidat zur Verfügung stellen. "Ich bin seit Jahrzehnten Mitglied der SPD", sagte er der dpa am Mittwochabend. An ein Scheitern denkt er nicht: "Wie kommen Sie denn da drauf?", antwortet er auf eine entsprechende Frage. "Die Wahl wird kein Spaziergang", fügte er hinzu. "Für mich nicht, aber für Ole von Beust auch nicht." Der amtierende CDU-Bürgermeister von Beust will sein Amt 2008 verteidigen.

Die SPD-Bundesspitze begrüßte den Vorschlag der Hamburger Sozialdemokraten. Naumann sei der richtige Mann für die Hansestadt. "Wir begrüßen seine Bereitschaft, als Spitzenkandidat der Hamburger SPD anzutreten, um mit den Freunden in Hamburg die Bürgerschaftswahl zu gewinnen und Verantwortung für seine Stadt zu übernehmen", erklärten SPD-Chef Kurt Beck und SPD-Generalsekretär Hubertus Heil. Als "erfolgreicher Staatsminister im Bundeskanzleramt" verfüge Naumann über Regierungserfahrung. "Wir begrüßen, dass die Hamburger SPD den Weg aus ihrer schwierigen Situation aus eigener Kraft gefunden hat." Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) -er hatte Naumann 1999 nach Berlin geholt -sprach von einer "vorzügliche Wahl". "Naumann ist ein intellektuell brillanter Kopf mit großer politischer Erfahrung", erklärte er.

"Entsetzt" über Zustand der Hamburger SPD

Zuvor hatte sich Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) noch entsetzt über den Zustand der Hamburger SPD geäußert. Auf die Frage, ob die SPD in Hamburg das Regieren verlernt habe, sagte er der "Bild"-Zeitung: "Nein, aber man ist sprachlos." Die SPD Hamburg befindet sich seit Wochen in einer schweren Krise. Zuletzt hatte es Altbürgermeister Henning Voscherau abgelehnt, als Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl 2008 anzutreten. Der gesamte SPD-Landesvorstand war nach einer nächtlichen Krisensitzung, an der auch Heil teilgenommen hatte, zurückgetreten. Zuvor hatte es bei einer Mitgliederbefragung zum Spitzenkandidaten Unregelmäßigkeiten gegeben.

Naumann war zwischen 1999 und 2000 Staatsminister für Kultur in Berlin. 2001 bis 2004 war er neben Josef Joffe Chefredakteur der "Zeit". Inzwischen ist er mit Joffe und Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) Herausgeber des Blattes.

Quelle: ntv.de

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