Politik

Kundgebung verläuft im Sand Neonazis scheitern in Leipzig

Mit einem ausgetüftelten Konzept wollten Rechtsextreme verhindern, dass ihre großangelegte Demonstration in Leipzig von Gegendemonstranten verhindert wird. Die Rechnung haben die Organisatoren aber offenbar ohne ihre eigenen Leute gemacht - die nämlich blieben einfach zu Hause.

Nur eine Handvoll Neonazis konnten sich vor dem Hauptbahnhof versammeln.

Nur eine Handvoll Neonazis konnten sich vor dem Hauptbahnhof versammeln.

(Foto: dapd)

Leipzig ist die befürchtete Großdemonstration von Neonazis erspart geblieben. An der genehmigten Kundgebung am Hauptbahnhof nahmen nur wenige hundert Rechtsextreme teil. Um die Gruppe bildete die Polizei einen Ring, dahinter sorgten Hunderte Gegendemonstranten mit Musik und Trillerpfeifen für Lärm - unter dem Motto "Wir lassen die Nazis nicht zu Gehör kommen". Zwar tauchten im Verlauf des Tages bei strömendem Regen auch Gruppen Rechter und Linker in verschiedenen Stadtteilen auf, aber bis zum Nachmittag kam es nach Polizeiangaben nicht zu Auseinandersetzungen.

Schon vor einem Jahr, am 17. Oktober 2009, hatten Tausende einen Neonazi-Aufmarsch in der Messestadt verhindert. Die Polizei geht davon aus, dass die Rechten genau ein Jahr später nun einen erneuten Anlauf unternehmen wollten, in der Stadt Fuß zu fassen.

Vier Demonstrationen in verschiedenen Teilen Leipzigs hatten die Rechtsextremen geplant - vom Vormittag bis Mitternacht. Die Stadt hat aber nur eine Kundgebung zwischen 13 und 17 Uhr am Hauptbahnhof erlaubt - mit der Begründung, es gebe nicht genügend Polizisten, um alle Demonstrationen zu begleiten. Die Beschwerden der Rechten beim Verwaltungsgericht und beim Oberverwaltungsgericht scheiterten. Damit setzte sich die Stadt erstmals mit einem Demonstrationsverbot gegen die Neonazis durch.

"Kein Platz für Neonazis"

Rund 1500 Teilnehmer hatte die Polizei zur Kundgebung am Hauptbahnhof erwartet. Schon vor deren Beginn gab es spontane Neonazi-Demonstrationen in Halle und Geithain (Sachsen-Anhalt). Per Zug anreisende Rechtsextreme schafften es in Leipzig teils nicht, den Bahnhof zu verlassen, weil friedliche Demonstranten die Bahnsteige blockierten. Einige Neonazis setzten sich gleich wieder in den Zug - und fuhren zurück nach Hause.

Nach mehreren Brandanschlägen auf Kabelschächte der Bahn war der Bahnverkehr im Raum Halle-Leipzig stark beeinträchtigt. Solche Anschläge würden mittlerweile zu einem Ritual im Vorfeld von Demonstrationen von Rechtsextremen, sagte ein Bahnsprecher. Laut Bundespolizei bezwecken sie, dass die Neonazis ihr Ziel nicht erreichen. Die Deutsche Bahn legte nach eigenen Angaben den Regionalverkehr vorübergehend still und setzte Busse ein. Züge im Fernverkehr wurden umgeleitet oder beendeten ihre Fahrt in Halle.

"Wir überlassen Euch die Straße nicht. Wir sind sehr Viele!", sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) auf einer Kundgebung auf dem Marktplatz. Er hatte zusammen mit allen Stadtratsfraktions-Chefs zu friedlichem Protest aufgerufen. Rund 100 Aktionen und Mahnwachen in Kirchen waren daraufhin organisiert worden. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) lobte den Widerstand der Leipziger. "In Sachsen ist kein Platz für Neonazis. Und der Tag hat gezeigt, dass die Menschen hier Aufmärsche der Rechten und deren Ideologie nicht wollen", sagte er.

Quelle: ntv.de, cba/dpa

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