"Haben Sie keine Scham?" Netanjahu attackiert UNO
24.09.2009, 21:17 UhrAuf die antisemitischen Vorwürfe des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad vor der UN-Vollversammlung hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu mit einer Attacke auf die Vereinten Nationen reagiert. Er beschuldigte die Weltorganisation in New York der Parteilichkeit und Ungerechtigkeit. "Wollen Sie an der Seite Israels stehen oder an der Seite von Terroristen?", rief er den Vertretern der 192 Mitgliedsländer zu.

Ahmadinedschad hatte vor der UN-Vollversammlung seine antisemitischen Äußerungen wiederholt.
(Foto: AP)
Ahmadinedschad hatte am Mittwoch das Vorgehen Israels gegen die Palästinenser im Gazastreifen als Völkermord bezeichnet und den Juden vorgeworfen, die internationale Politik zu dominieren. Netanjahu konterte, der Goldstone-Bericht zur israelischen Offensive in Gaza sei einseitig und ungerecht. "Das ist eine Verdrehung der Wahrheit, eine Perversion der Gerechtigkeit."
Persönliche Angriffe

"Sind die Pläne eine Lüge?", fragt der israelische Regierungschef und zeigt einen Plan des Nazi-Konzentrationslagers Auschwitz.
(Foto: dpa)
Persönlich griff Netanjahu auch die UN-Vertreter an, die Ahmadinedschads Rede nicht boykottiert hatten. "Haben Sie keine Scham? Haben Sie keinen Anstand?", rief er. Die Delegierten hätten damit einem Mann das Podium überlassen, der den Tod von sechs Millionen Juden während des Holocaust leugne.
Zum Beleg hielt der Regierungschef einen Plan des NS-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau hoch, in dem eine Million Menschen dem Naziterror zum Opfer gefallen waren. "Sind diese Pläne eine Lüge? Sind die Häftlingsnummern, die viele von uns noch auf dem Arm eintätowiert haben, eine Lüge?"
"Israel will Frieden"
Zugleich versicherte der Regierungschef: "Ich, meine Regierung und mein Volk wollen Frieden. Aber wir wollen dauerhaften Frieden." Dies sei nicht möglich, weil die Araber bis heute den jüdischen Staat nicht anerkannt hätten.
Die internationale Gemeinschaft müsse die "Tyrannen von Teheran" daran hindern, sich die Atombombe zu beschaffen, sagte Netanjahu. "Die größte Bedrohung, mit der die Welt konfrontiert ist, ist das Bündnis zwischen religiösem Fundamentalismus und Massenvernichtungswaffen", sagte der Regierungschef. Die Vereinten Nationen müssten den Iran dringen an der Entwicklung von Atomwaffen hindern.
Auch Teheran erkennt Israel nicht an. Ahmadinedschad hatte zudem in den vergangenen Jahren mehrfach in Reden gesagt, Israel werde von der Landkarte verschwinden. Die USA und andere westliche Staaten fürchten, dass Teheran unter dem Deckmantel der friedlichen Kernkraftnutzung heimlich Atombomben entwickelt.
Japan fordert ständigen Sitz im Sicherheitsrat
Zuvor hatte der neue japanische Regierungschef Yukio Hatoyama den Vereinten Nationen eine verstärkte Zusammenarbeit zugesagt und einen ständigen Sitz für sein Land im Sicherheitsrat gefordert.
"Japan will alles dafür tun, um eine Brücke für die Welt zu werden: zwischen Orient und Okzident, zwischen Industrie- und Entwicklungsländern und zwischen verschiedenen Zivilisationen", sagte Hatoyama, der erst vergangene Woche zum Ministerpräsidenten der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt gewählt worden war.
Die Generaldebatte ist zunächst auf fünf Tage angesetzt.
Quelle: ntv.de, dpa