Absage für Obama Netanjahu meidet Atom-Gipfel
09.04.2010, 09:14 UhrUS-Präsident Obama lädt zum Nukleargipfel: Vertreter von 43 Staaten sollen sich kommende Woche treffen, um die internationale Atomsicherheit zu beraten. Doch Israels Ministerpräsident Netanjahu will dem Treffen fernbleiben. Offenbar fürchtet er massive Kritik an seinem Atomprogramm.

Israel gilt seit langer Zeit als Atommacht. Die Regierung lehnt jedoch eine offizielle Stellungnahme ab, ob das Land über Atomwaffen verfügt oder nicht.
(Foto: dpa)
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine Teilnahme an dem internationalen Gipfel zur Atomsicherheit Anfang kommender Woche in Washington abgesagt. Wie ein Regierungsmitarbeiter mitteilte, reagiert Israel damit auf Informationen, wonach eine Reihe von Ländern die Gelegenheit für eine anti-israelische Kampagne während des Gipfels nutzen wolle. Netanjahu habe deshalb entschieden, dass Atomenergieminister Dan Meridor die israelische Delegation leiten werde. Der Ministerpräsident werde sich am Sonntag noch persönlich äußern.
Israel gilt seit Jahren als Atommacht, obwohl es den Besitz von Nuklearwaffen offiziell nie bestätigt hat. Mit den bisherigen US- Regierungen bestand eine stillschweigende Übereinkunft, wonach Israel sein Atomwaffenpotenzial nicht offenlegen muss. Es werde erwartet, dass eine Gruppe muslimischer Staaten unter Führung Ägyptens und der Türkei die israelische Regierung zur Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags drängen wolle, berichtete die israelische Tageszeitung "Haaretz" unter Berufung auf Regierungskreise.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Mike Hammer, bestätigte die Absage Netanjahus. Zugleich begrüßte er die Teilnahme Meridors. "Israel ist ein enger Verbündeter und wir freuen uns darauf, die enge Zusammenarbeit in Fragen der nuklearen Sicherheit fortzusetzen", sagte Hammer nach Berichten des US-Senders CNN in Washington. "Dies ist ein Gipfel, der auf die Sicherheit von Nuklearmaterial zielt, und darauf ausgerichtet ist, die Teilnehmerstaaten dazu zu bewegen, praktische Maßnahmen zu ergreifen, damit Terroristen keinen Zugriff auf dieses Material erhalten."
Israel ist "enttäuscht"
Zu dem Treffen hat US-Präsident Barack Obama Vertreter aus 43 Ländern eingeladen, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der zweitägige Gipfel beginnt am kommenden Montag.
Man sei "enttäuscht" von der Entwicklung im Vorfeld der Konferenz, zitierte "Haaretz" ein namentlich nicht genanntes Mitglied der israelischen Regierung. "Bei der Konferenz sollte es um den Umgang mit der Gefahr des nuklearen Terrors gehen... In den letzten Tagen haben wir aber Berichte über die Pläne einiger Teilnehmerstaaten erhalten, von der Frage des Kampfes gegen den Terror abzurücken und stattdessen die Veranstaltung dazu zu missbrauchen, Israel beim Atomwaffensperrvertrag anzutreiben."
Der Atomwaffensperrvertrag (Non-Proliferation Treaty), der die Verbreitung von Nuklearwaffen verbietet, wurde bisher von knapp 190 Staaten unterzeichnet, nur nicht von Israel, Indien, Nordkorea und Pakistan.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP