Islamisten im Norden im Visier Neue Razzien gegen Salafisten
15.06.2012, 10:02 Uhr
Hunderte Beamte durchsuchten Einrichtungen der Salafisten.
(Foto: dpa)
Die Behörden ziehen die Schlinge um die Salafisten-Bewegung immer enger. Am Abend durchsuchen sie weitere Wohnungen von mutmaßlichen radikalen Islamisten. Schwerpunkt der Aktion sind Hamburg und Schleswig-Holstein.
Die Polizei hat bei ihrem Einsatz gegen Salafisten einem Medienbericht zufolge weitere Privatwohnungen in Schleswig-Holstein und Hamburg durchsucht. Nach Informationen des "Focus" verschafften sich die Beamten am Abend Zugang zu weiteren Wohnungen von Anhängern der radikal-islamischen Bewegung in der Hansestadt und ihrer Umgebung.
Hinweise auf weitere Mitglieder und Anhänger der Salafisten-Gruppierungen habe sie bei den Razzien im Laufe des Tages gewonnen, hieß es in dem Bericht. Als Folge davon wurde die Durchsuchungen am Abend angeordnet. Insgesamt habe es 100 Durchsuchungen gegeben, berichtete der "Focus".
Die Schwerpunkte des Einsatzes von rund 850 Polizisten der Länder lagen in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Weitere Aktionen fanden in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Berlin und Bayern statt.
Wer informierte die Presse?
Am Vortag hatte Innenminister Hans-Peter Friedrich die salafistische Vereinigung Millatu Ibrahim verboten. Gegen zwei weitere Salafisten-Vereine wird ermittelt. Dem Sender WDR 5 sagte Friedrich, nach den Razzien sehe er keine erhöhte Anschlagsgefahr. Über die Möglichkeit, dass Salafisten nun verstärkt im Untergrund weiterarbeiten könnten, sagte der Minister, ein Verbot könne keine endgültige Lösung sein. Die Auseinandersetzung müsse auch auf geistiger Ebene stattfinden, ergänzte er im Deutschlandfunk. "Man muss dafür sorgen, dass die abstrusen Ideen der Salafisten keine Verbreitung finden."
Dennoch seien die Salafisten empfindlich getroffen: "Man ist in der Lage, die Organisation aufzulösen, die Strukturen zu zerschlagen, man kann das Vermögen einziehen", sagte er im WDR. Und: "Das Verbot kann viele abschrecken, die sozusagen sich auf den Weg machen Richtung Salafismus, und sie vielleicht zum Nachdenken bewegen."
Im Deutschlandfunk wies Friedrich Vorwürfe zurück, Journalisten seien im Vorfeld gezielt über die Razzien informiert worden. "Wir haben als Bundesministerium keinerlei Interesse, solche Dinge vorher durchzustechen und damit die Aktion zu gefährden", sagte er. Als die Polizei mit den Durchsuchungen begonnen habe, seien mancherorts schon Journalisten am Ort gewesen.
Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa