Politik

33 Jahre nach dem Buback-Mord Neuer Zeuge belastet Becker

Im Prozess um den Mord an Generalbundesanwalt Buback im Jahr 1977 sagt ein Zeuge aus, der sich bisher nicht gemeldet hatte. Er habe eine Frau auf einem Motorrad gesehen, die Buback erschossen habe, sagt er Zeuge. Die Staatsanwaltschaft hält die Aussage nicht für sehr glaubhaft.

Die ehemalige RAF-Terroristin Verena Becker steht in Stuttgart vor gericht.

Die ehemalige RAF-Terroristin Verena Becker steht in Stuttgart vor gericht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Neue Zeugenaussage im Prozess um den Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback: Vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart-Stammheim erklärte ein Zeuge, er habe gesehen, wie eine Frau von einem Motorrad aus die tödlichen Schüsse abfeuerte. Die detaillierte Aussage könnte die umstrittene These des Nebenklägers Michael Buback stützen, der meint, die angeklagte ehemalige RAF-Terroristin Verena Becker habe seinen Vater selbst erschossen. Zweifel bestehen allerdings, warum sich der Zeuge erst 33 Jahre nach dem Attentat meldete.

Der 56-jährige Kaufmann und Fluglehrer hatte sich erst im Frühjahr an den Sohn des Ermordeten gewandt, den Nebenkläger Michael Buback. Er habe vom Steuer eines VW-Busses aus das Attentat beobachtet, sagte der Zeuge. "Es sah für mich aus wie eine Mafia-Hinrichtung."

Polizeihubschrauber ist gelandet

Nach den Schüssen habe das Motorrad den Dienstwagen Bubacks einmal umrundet. "Die Dame, die da drauf saß, hat mit der Maschinenpistole rumgefuchtelt". Er habe das Gesicht der Frau sehen können, sie habe gelacht oder "die Zähne gebleckt". Danach will der Zeuge noch eine Beobachtung gemacht haben, die andere Beobachter so nicht bestätigen konnten: Unmittelbar nach dem Attentat sei ein Polizeihubschrauber direkt auf der Kreuzung gelandet. Drei Polizisten und zwei Personen in Zivilkleidung seien ausgestiegen und hätten den Anschlagsort fotografiert. Nach drei bis vier Minuten seien sie wieder verschwunden.

Becker und der ehemalige RAF-Terrorist Stefan Wisniewski auf Polizeifotos aus den 70er Jahren.

Becker und der ehemalige RAF-Terrorist Stefan Wisniewski auf Polizeifotos aus den 70er Jahren.

(Foto: dpa)

30 Jahre lang habe er mit niemandem über seine Beobachtungen gesprochen, sagte der Mann. Damals habe er sich aus Angst vor einer möglichen Rache der RAF nicht bei der Polizei gemeldet. Nur seinem inzwischen verstorbenen Vater und seiner damaligen Sekretärin habe er direkt nach dem Anschlag von seinem Erlebnis erzählt.

Bundesanwalt Walter Hemberger machte deutlich, dass er die Aussage für nicht besonders glaubhaft hält. Zwar hat die Bundesanwaltschaft Verena Becker als Mittäterin des Mordanschlags angeklagt. Jedoch geht die Anklage nicht davon aus, dass die damals 24-Jährige selbst auf dem Motorrad saß; vielmehr habe sie eine maßgebliche Rolle bei der Organisation des Attentats gespielt. "Was glauben Sie, zur Aufklärung des Tatgeschehens vom 7. 4. 1977 beitragen zu können?", fragte Hemberger den sichtlich verunsicherten Zeugen.

Wird Becker geschützt?

Er habe Michael Buback im Frühjahr im Fernsehen gesehen, erzählte der Fluglehrer. Buback habe geschildert, dass er immer noch nicht wisse, wie sein Vater gestorben ist. Daraufhin habe er sich bei ihm gemeldet. Michael Buback hält Verena Becker für die Schützin auf dem Motorrad. Er glaubt, dass sie bei den Ermittlungen geschützt wurde, weil sie schon vor ihrer Festnahme mit Geheimdiensten kooperiert habe. Hierfür allerdings gibt es bislang keine Belege.

Der Fluglehrer hatte seine Beobachtungen in einer Notiz festgehalten. Er wisse nicht, "was diesen Staat aufhält, dieses Verbrechen zu klären", schrieb er darin. Bundesanwalt Hemberger kommentierte dies sichtlich ungehalten: "Momentan hält den Staat vor allem eins auf: Zeugen, die sich nicht erinnern und Zeugen, die Geschichten erzählen."

Quelle: ntv.de, dpa

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