Politik

Koalition erneut uneins Neuregelung für Organspende

Banges Warten bestimmt für tausende Kranke in Deutschland das Leben. Doch für viele ist es ein Todesurteil, auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein. Die Nierenspende von SPD-Fraktionschef Steinmeier rückt den viel beklagten Missstand neu in den Fokus.

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Organspende des SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier hat die Debatte über den eklatanten Mangel an Spenderorganen in Deutschland aufflammen lassen. Der Obmann der Unionsfraktion im Gesundheitsausschuss, Rolf Koschorrek (CDU), kündigte an, für die Widerspruchsregelung zu kämpfen. Dies sei "eine Möglichkeit, die Versorgung mit Spenderorganen hierzulande entscheidend zu verbessern", sagte er der "Welt am Sonntag".

Die Ärzte könnten Hirntoten dann Organe entnehmen, wenn die Betroffenen zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen haben. Heute muss man vorher seine Bereitschaft erklären. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) lehnt den Vorstoß ab. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft und Transplantationsmediziner hingegen befürworten eine Widerspruchsregelung, wie es sie in anderen Ländern bereits gibt.

Die Bereitschaft zur Organspende dürfe nicht verordnet werden, sagte Rösler dem Blatt. "Es besteht auch kein direkter Zusammenhang zwischen der rechtlichen Grundlage und der Zahl der Spenden." Rösler setzt dagegen auf mehr Intensivstationen mit Ärzten, die sich mit den Angehörigen über eine Organspende unterhalten und dies organisieren. Bereits vor über einem Jahr hatte Röslers Vorgängerin Ulla Schmidt (SPD) gemeinsam mit der Krankenhausgesellschaft neue Leitlinien vorgelegt, die solche Transplantations-Beauftragten vorsehen.

12.000 Menschen warten auf Spenderorgan

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) warten derzeit rund 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Täglich kommen neue schwer kranke Patienten mit Nierenschwäche hinzu. Auch Leber, Herz und Lunge werden dringend benötigt. Zwar stieg die Zahl der Organspender im vergangenen Jahr leicht auf 1217. Doch sterben täglich drei Menschen, die ein neues Organ gebraucht hätten. Um Leben zu retten, würden einer Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge rund 70 Prozent der Menschen in Deutschland ihre Organe nach dem Tod spenden. Doch nur 17 Prozent haben einen Organspenderausweis ausgefüllt.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte der Zeitung: "Viele Krankenhäuser unternehmen zu wenig, um Transplantationen zu ermöglichen." Die Kliniken sind verpflichtet, Hirntote als Organspender zu melden, aber sie tun es nach Auskunft von Fachleuten im hektischen Klinikalltag zu selten. Wer ohne Einstufung als Fall mit hoher Dringlichkeit auf der Warteliste landet, hat nach Experteneinschätzung oft geringe Chancen. Bei Nieren sind wegen der paarweisen Anlage auch Lebendspenden möglich - wie im Fall Steinmeier.

Quelle: ntv.de, dpa

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