Sozialisten mit besseren Chancen Neuwahlen in Griechenland
03.09.2009, 13:57 Uhr
Karamanlis auf dem Weg ins Büro.
(Foto: REUTERS)
In Griechenland finden am 4. Oktober Neuwahlen statt - zwei Jahre vor dem ursprünglich geplanten Termin. Das gab der konservative Ministerpräsident Kostas Karamanlis nach einem Treffen mit Staatspräsident Karolos Papoulias bekannt. Als Grund nannte Karamanlis die internationale Wirtschaftskrise. Er und seine konservative Partei Nea Dimokratia (ND) bräuchten ein "frisches Mandat", um das Land in den kommenden "zwei schwierigen Jahren" aus der Krise zu führen.
Sollte er die Wahlen wieder gewinnen, wolle er der Schattenwirtschaft im Lande "den Krieg" erklären, sagte Karamanlis im Fernsehen. Allerdings deuten Umfragen darauf hin, dass die oppositionellen Sozialisten unter ihrem Chef Giorgos Papandreou mit fünf bis sechs Prozentpunkten Vorsprung die Wahlen gewinnen könnten.
Nach Ansicht von politischen Beobachtern sah sich Karamanlis angesichts schlechter Umfragewerte zu dem Schritt gezwungen. Demnach musste er befürchten, dass ein weiterer Verbleib an der Macht zu einem völligen Einbruch seiner Popularität führen könnte, zumal die Auswirkungen der Wirtschaftskrise für die Griechen im Winter noch deutlicher zu spüren sein dürften. Karamanlis zahle jetzt den Preis unzähliger Skandale seiner Minister, eine träge Führung seiner Regierung und auch für die dramatische Verschlechterung der Finanzlage der Griechen, hieß es in der Presse.
"Flüchtet nach Schiffbruch"
Die oppositionellen Blätter werteten die Verkündung der Neuwahlen als eine politische Flucht: "Karamanlis flüchtet nach dem Schiffbruch", titelte die linksliberale Athener Zeitung "Eleftherotypia" am Donnerstag. Die regierungsnahe konservative "Kathimerini" stellte neutral fest: "Urnengang inmitten der Wirtschaftskrise". Mit Blick auf die Versprechung von Karamanlis, die Schattenwirtschaft zu bekämpfen, titelte die den Sozialisten nahestehende Zeitung "Ta Nea" ironisch: "Ich (Karamanlis) bin gescheitert- wählt mich wieder."
"Die konservative Partei hat die Wähler zweimal enttäuscht. Jetzt tritt sie ab", sagte Oppositionschef Papandreou. "Jetzt schauen wir nach vorne. Lasst uns alle zusammen in Einigkeit eine bessere Zukunft gestalten", sagte der Sozialistenchef im Fernsehen.
Quelle: ntv.de, dpa