Trotz Rohstoffreichtum arm Niebel sagt Mongolei Hilfe zu
22.08.2010, 12:29 UhrRohstoffe gibt es in der Mongolei im Überfluss, aber jeder Dritte lebt in Armut. Jetzt will die Bundesregierung helfen. Dazu verzichtet Niebel sogar auf sein Markenzeichen.

Entwicklungsminister Niebel besuchte bei seinem fünftägigen Aufenthalt in der Mongolei die Kohlegrube Tavan Tolgoi.
(Foto: dpa)
Der Himmel ist blau über der Wüste Gobi, die Sonne brennt, und Schatten ist weit und breit keiner in Sicht. Aber die geliebte Bundeswehrmütze, die er natürlich auch in der Mongolei dabei hat, darf Dirk Niebel nur in den Händen halten. Auf dem Gelände der Kohlegrube Tawan Tolgoi herrscht Helmpflicht. Und das gilt auch für einen Minister aus Deutschland, selbst wenn er mit guten Absichten kommt.
Die Kohlegrube im Niemandsland der fünftgrößten Wüste der Welt - anderthalb Flugstunden von der Hauptstadt Ulan Bator entfernt, 100 Kilometer von der nächsten größeren Stadt, 250 Kilometer von der Grenze zu China - gehört zu den Vorzeigeprojekten der Mongolei. In der Erde von Tawan Tolgoi (zu deutsch: Fünf Hügel) befindet sich ein gewaltiges Vorkommen von 6,4 Milliarden Tonnen Kohle - Arbeit für fast ein ganzes Jahrhundert, schätzen die Experten. Ein echtes Milliardenprojekt.
Noch verdienen die Chinesen
Aber erst seit dem Vorjahr wird hier so richtig gefördert, und bislang verdienen vor allem die Chinesen daran. Noch wird die gesamte geförderte Kohle im Rohzustand mit alten Lastwagen in die Volksrepublik gebracht. Drei Tage dauert das, über ungeteerte Straßen, durch eine menschenleere Gegend. 70 Dollar gibt es pro Tonne. Wenn die Kohle dann in China veredelt ist, ist die Tonne 200 Dollar wert.
Das soll sich ändern. Künftig soll die Veredelung in der Wüste direkt erfolgen. Dazu entsteht in Tawan Tolgoi gerade eine kleine Stadt mit eigener Veredelungsanlage und eigenem Kraftwerk. Die Strecke nach China wird gerade geteert, und auch eine Bahnverbindung ist in Planung. Eigentlich sollten sogar schon 2011 die ersten Züge fahren. Auch die Deutsche Bahn hat großes Interesse, ins Geschäft zu kommen.

Täglich fahren 150 Lastwagen die Kohle auf 245 Kilometer drei Tage lang auf einer Steppentrasse bis nach China.
(Foto: dpa)
Tawan Tolgoi ist ein gutes Beispiel dafür, was aus der Mongolei einmal werden könnte. Der ehemalige sowjetische Satellitenstaat - vier Mal so groß wie Deutschland, aber nur 2,7 Millionen Einwohner - verfügt über erhebliche Vorkommen an Erdöl, Gold, Kohle, Kupfer, Uran und Zink. Aus dem Nomadenvolk von Dschingis Khan könnte eine der ganz großen Bergbaunationen werden. Für die nächsten Jahre sagen alle Experten hohe Wachstumsraten voraus.
Niebel sagt 24 Mio. Hilfe zu ...
Aber im Moment ist die Mongolei - eingezwängt zwischen Russland und China - noch eines der ärmsten Länder der Welt. Jeder Dritte lebt unter der Armutsgrenze, viele davon in den Jurte-Zeltstädten am Rand von Ulan Bator. Auf 1,5 Millionen Einwohner wird die Stadt derzeit geschätzt. Jahr für Jahr kommen 50.000 Menschen hinzu, die in den Steppen kein Einkommen mehr haben. Gemessen an der Einwohnerzahl bekommt kaum ein anderes Land so viel Entwicklungshilfe.
Auch aus Deutschland wurden seit 1991 alles in allem schon 457 Millionen Euro in die Mongolei gepumpt. Das hat mit den guten Beziehungen zu tun, die es aus DDR-Zeiten noch gibt, aber auch damit, dass das Land nach dem Zusammenbruch der UdSSR schnell zum demokratischen Modellstaat wurde. Für 2010/11 sagte Niebel wieder 24 Millionen zu. Drei Millionen davon sollen dafür verwendet werden, dass die Mongolei selbst von ihrem Rohstoff-Reichtum besser profitiert.
Das Geld soll vor allem in die Beratung fließen. "Wir wollen dafür sorgen, dass es hier nicht zu einem Ausverkauf kommt", sagt Entwicklungsminister Niebel. Außerdem sollen Abbau und Umweltschutz verträglicher gemacht werden. "Wir Deutsche haben als alte Tagebaunation Erfahrungen gesammelt, die Ihnen helfen können, dass Sie unsere Fehler nicht wiederholen." Dabei sind die Deutschen mangels eigener Bergbaukonzerne unverdächtig, in Wahrheit nur die eigenen Interessen im Blick zu haben. Im Vergleich zu den Riesensummen, die zum Beispiel die Australier investieren, sind die drei Millionen nur ein Klacks.
... und will wirtschaftliche Zusammenarbeit fördern
Niebel hofft aber auch darauf, dass die Entwicklungshilfe auch der deutschen Wirtschaft zu Gute kommt. Vor allem der Maschinen- und Anlagenbau könnten davon profitieren. Mehr als jeder seiner Vorgänger legt der FDP-Mann Wert darauf, dass er eben nicht nur Minister für Entwicklung, sondern auch für Wirtschaftliche Zusammenarbeit ist. Bis zur Mongolei-Reise hatte sich das allerdings noch nicht herumgesprochen. Die Wirtschaftsdelegation, die Niebel dabei hatte, bestand aus einem einzigen Unternehmer.
Quelle: ntv.de, Christoph Sator, dpa