"Die Helden sind die Militärs" Niederländer befreien Geiseln
18.04.2009, 18:02 UhrDie niederländische Marine hat bei einem Einsatz gegen somalische Piraten 16 jemenitische Geiseln samt deren Segelschiff befreit. Dabei seien neun Piraten kurze Zeit festgehalten und nach der Beschlagnahme ihrer Waffen freigelassen worden, erklärte ein Militärsprecher in Den Haag. Zuvor hätten die Seeräuber versucht, von einem Schnellboot aus ein Handelsschiff zu kapern. Ein belgisches Schiff wurde unterdessen auf dem Weg zu den Seychellen offensichtlich im Indischen Ozean von Piraten gekapert. Der aus den Händen von Piraten befreite US-Kapitän Richard Phillips kehrte wieder in seine Heimat zurück.
Auf Weisung der NATO verfolgte die niederländische Marine das somalische Piraten-Schnellboot bis zu dessen "Mutterschiff", einer traditionellen Dau. Auf diesem Segelschiff entdeckten sie 25 Männer, von denen sich 16 als gefangene Fischer aus dem Jemen erwiesen. Sie waren seit Donnerstag von den Somaliern festgehalten worden und konnten kurz nach ihrer Befreiung mit ihrer Dau gen Heimat segeln.
Seeräuber durften verduften
Die Waffen der neun Piraten – sieben Maschinengewehre sowie ein Raketenwerfer – seien zerstört worden. Den Seeräubern sei dann auf Weisung des NATO-Kommandos gestattet worden, sich mit ihrem Boot zu entfernen. Wie der Sprecher erläuterte, gab es für die niederländische Marine keine Handhabe, die Piraten zu verhaften.
"Helden sind die Militärs"
Der amerikanische Kapitän Phillips lobte nach seiner Rückkehr den Einsatz der US-Militärs bei seiner Befreiung. "Ich bin kein Held. Die Helden sind die Militärs, die mich gerettet haben", sagte der 53- Jährige, als er mit einem Privatjet aus Mombasa (Kenia) in Burlington (Bundesstaat Vermont) eintraf. Er wurde auf dem Flughafen von seiner Ehefrau, seinen beiden Kindern und einer kleineren Menschenmenge begrüßt. Seine Erlebnisse und Gefühle während seiner Gefangenschaft seien schlichtweg "nicht zu beschreiben".
Phillips, Kapitän des Containerschiffes "Maersk Alabama", war fünf Tage lang in der Gewalt von Piraten auf einem Rettungsboot vor der somalischen Küste. US-Scharfschützen machten der Geiselnahme am vergangenen Sonntag mit einer spektakulären Aktion ein Ende. Dabei wurden drei Piraten erschossen. Ein weiterer beteiligter Pirat, der sich zuvor ergeben hatte, soll sich demnächst vor einem US-Gericht verantworten.
Deutschland ließ Chance ungenutzt
Die "Stuttgarter Zeitung" berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, die Bundesregierung habe vor einer Woche die Möglichkeit nicht genutzt, die Geiseln an Bord des am 4. April gekaperten deutschen Frachters "Hansa Stavanger" von Spezialisten befreien zu lassen. Ein Regierungssprecher wollte sich dazu am Samstag nicht äußern. Das Verteidigungsministerium lehnte ebenfalls eine Stellungnahme ab.
Ein großer Teil der Besatzung der "Hansa Stavanger" war am Freitag nach Informationen einer Nicht-Regierungsorganisation auf das somalische Festland verschleppt worden. Laut "Stuttgarter Zeitung" war eine deutsche Fregatte am 4. April nach der Kaperung des Frachters schnell vor Ort. Die Piraten hätten aber mit der Erschießung der Geiseln gedroht. Die Fregatte sei dem Frachter zweieinhalb Tage gefolgt, bis er in der Bucht der Hafenstadt Haradhere der halbautonomen Region Puntland – eine Piratenhochburg – vor Anker ging.
Der reine Nervenkrieg
Der Freikauf von Geiseln aus Piratenhand ist nach Darstellung eines Unterhändlers oft reiner Nervenkrieg. Der ehemalige FBI-Agent Jack Cloonan York sagte dem Magazin "Der Spiegel", die Piraten riefen Familienangehörige ihrer Geiseln an und drohten mit Erschießungen, um den Druck auf die Reeder zu verstärken. "Sie feuern auch schon mal während eines Telefonats einen Schuss ab und erzählen, sie hätten gerade einen erschossen." Der frühere FBI-Mann hat laut "Spiegel" in den vergangenen Monaten im Auftrag betroffener Reedereien mit seinem Team mehrere Schiffe freigekauft.
Quelle: ntv.de