Duisburg sperrte Höfe nicht Noch mehr Dioxin-Eier in NRW
05.04.2012, 15:08 UhrAuf zwei weiteren Höfen in NRW werden Eier gefunden, die mit Dioxin belastet sind. Beide Betriebe befinden sich in Duisburg. Die dortige Stadtverwaltung wusste bereits vor zwei Wochen von der Belastung - und tat nichts.
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat den Behörden vorgeworfen, den Lebensmittelskandal um Dioxin-Eier zu verharmlosen. "Wir haben es hier mit bis zu sechsfachen Grenzwertüberschreitungen zu tun - so gering ist die Belastung also nicht", sagte Foodwatch-Sprecher Martin Rücker bei n-tv.
"Die Standardformulierung der Behörden in solchen Fällen ist immer, es bestehe keine akute Gesundheitsgefahr", so Rücker. Das sei insofern richtig, "als dass man bei Giftkonzentrationen in Lebensmitteln, bei Dioxin oder PCB-Verbindungen, eigentlich nie eine akute Gefahr hat im Sinne von: Sie merken sofort einen Effekt, wenn Sie ein belastetes Lebensmittel verzehren." Langfristig jedoch reicherten sich Dioxine im Körper an, zudem stünden sie im Verdacht, krebsauslösend und erbgutverändern zu sein. "Deshalb müssen vermeidbare Dioxin-Aufnahmen auch tatsächlich verhindert werden."
Am Dienstagabend hatte das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium mitgeteilt, dass Prüfer Dioxin in den Produkten eines Bio-Erzeugers entdeckt hätten. In der Pressemitteilung des Ministeriums hieß es, mittel- und langfristig seien gesundheitliche Schädigungen durch den Verzehr dioxinbelasteter Lebensmittel nicht auszuschließen. "Eine akute Gefährdung durch den Verzehr dieser Eier ist aber nicht zu erwarten."
Dioxin stammt meist aus Futtermitteln
Nach dem Bio-Hof in Ostwestfalen-Lippe wurden am Mittwoch zwei weitere Betriebe in Duisburg gesperrt. Dabei handelt es sich um einen Kinder- und Lernbauernhof der Arbeiterwohlfahrt (Awo) sowie einen Bio-Hof. In beiden Fällen seien die Ursachen der Dioxin-Belastung noch unklar, sagte ein Ministeriumssprecher. Nach derzeitigen Erkenntnissen gebe es keinen Zusammenhang zum Fall des ersten Hofs.
Foodwatch-Sprecher Rücker sagte, meist stamme Dioxin aus Futtermitteln. "Im konkreten Fall gibt es hier bisher keine Auffälligkeiten bei den Futtermittelanalysen. Insofern ist auch denkbar, dass wir es mit Altlasten im Boden zu tun haben oder mit belasteten Baumaterialien."
Den Angaben zufolge vertrieb der Awo-Hof konventionelle Eier ohne Stempelnummer, jedoch mit dem Namen des Betriebs, "AWO Ingenhammshof". Die Bio-Eier tragen die Stempelnummer 0-DE-0521991. Anders als der Hof in Ostwestfalen sind diese beiden Betriebe Direktvermarkter, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Eier in Supermärkte gelangten.
Duisburger Behörden schliefen
Die Messergebnisse aus Duisburg lagen zwei Wochen lang vor - der vorösterliche Verkauf ging dennoch weiter, bis das Land einschritt und die Sperrung der beiden Betriebe anordnete. Im nordrhein-westfälischen Agrarministerium hat man wenig Verständnis für das Verhalten der Stadtverwaltung: "Die Betriebe hätten schon am 20. März gesperrt werden müssen. Die Stadt hat aber nur weitere Proben veranlasst", sagte ein Ministeriumssprecher.
Die städtischen Mitarbeiter hätten die Werte offenbar als nicht besorgniserregend eingestuft und die Ergebnisse der Kontrollproben abwarten wollen, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung. Der Vorgang werde derzeit noch intern geklärt.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa/AFP